Kunst muss politisch sein

Ausstellung „Körperpolitik“ im Kunsthof Jena

Von Daniel Hofmann




Die Künstlerin Rita Mascis kritisiert mit ihrer Instalation „Dreifaltigkeit“ das moderne Wertesystem.

Foto: Daniel Hofmann

Ist es ein Mann? Eine Frau? Oder vielleicht doch beides? Bei den Bildern und Installationen von Rita Mascis lässt sich das schwer sagen. In der Ausstellung „Körperpolitik“ im Kunsthof Jena kann sich jeder bis zum 15 Mai seine eigene Meinung bilden.

Nicht nur die abstrakten Konturen des menschlichen Körpers wecken Interesse. In den Werken der Künstlerin stecken klare politische Aussagen. Ein buntes Tuch in der Ecke des Ausstellungsraumes sticht dabei besonders ins Auge. Das afrikanische Leichentuch in hellem grün, rot und gelb zieht einen in seinen Bann. Genießen lässt sich dieser Anblick jedoch nicht. Der Stoff ist von Stacheldraht umhüllt und verdrängt jeden freundlichen Gedanken. Es ist nicht schwer, hinter die Bedeutung zu kommen, wenn man einmal den Titel kennt: „Willkommen in Europa“. Diese politische Kunst dominiert die Ausstellung und behandelt Konflikte in Afrika oder in Israel. Manches trifft einen so hart und direkt, wie ein Bus auf dem Zebrastreifen. Andere Bilder sind abstrakt und erschließen sich entweder gar nicht oder erst nach langer Zeit.
Besonders die Aktzeichnungen von Rita Mascis stellen eine Herausforderung dar. Klare Formen sind Ausnahmen und nicht selten erkennt man die Konturen einer Frau, nur um kurz danach doch etwas vollkommen anderes zu sehen. Männliche Körper stehen zwar im Vordergrund ihrer Kunst, diese sind aber meist so deformiert, dass eine klare Gestalt nur selten hervortritt. In den Collagen fehlen den Figuren ganze Körperteile. Manchmal wächst dem Mann aber auch ein Bein aus dem Bauch oder ein Arm aus dem Kopf.
Die Bilder sind mehr als abstrakte Aktmalereien. Sie sind Abbilder einer Gesellschaft, die in sich gespalten ist. Egal, ob es um die Demokratiebewegung in Afrika geht oder um die Atomkraftdebatte. Beispiele dafür gibt es genug. Wer sich in dieser Hinsicht weiterbilden möchte, findet neben den Kunstwerken auch Lesestoff über den Völkermord in Afrika oder die Ausbeutung unseres Planeten. Für jeden, der sich um die Zukunft sorgt, gibt es also viel zu entdecken.

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