Der Sommer soll kommen

20 Jahre Kulturarena

Von Anna-Sophie Heinze




Ein neuer Sommer und wieder sind die Erwartungen hoch: Wer kommt wohl diesmal, um auf dem Theaterplatz zu spielen?

Foto: Kulturarena

Runde Geburtstage verursachen häufig eine Vielzahl von Gefühlen – darunter feierliche und andächtige. Während die meisten Geburtstagskinder ihre Nostalgie erfolgreich verbergen können, zieht sich bei den Organisatoren der Kulturarena ein zurückblickendes, aber stolzes Lächeln durch die Reihen. Diese Zufriedenheit ist dabei durchaus berechtigt, denn das Programm des Open-Air-Festivals kann sich auch dieses Jahr sehen lassen. Immerhin 58 Veranstaltungen werden das kulturelle Nachtleben Jenas vom 7. Juli bis zum 21. August bereichern. Das bunte Programm setzt sich aus einem mutigen, aber interessanten Mix aus Musik, Film, Theater und Comedy zusammen.

Eine Besonderheit der diesjährigen Jubiläumsarena stellt bereits ihre feierliche Eröffnung dar. Pünktlich zum Festival-Auftakt soll das Musical „Gotham City III – Auferstanden aus Ruinen“ uraufgeführt werden. Das Theaterhaus Jena hat hierfür keine Mühen gescheut, den vorangegangenen Teilen einen möglichst glorreichen Schluss zu setzen. Das Stück handelt von den düsteren Abgründen einer Stadt und deren Gesellschaft, die vor der Aufgabe ihrer Neugründung steht. Auch Jenas Philharmonie sowie die Los Banditos werden an diesem Sommerspektakel mitwirken und zugleich den Geschäftsführer des Theaterhauses Markus Heinzelmann verabschieden.
Doch auch für Kino-Liebhaber wird sich diesen Sommer einiges tun. Kai Ostermann unterteilt die diesjährige Filmarena in drei Kategorien, nämlich aktuelle Programmkinofilme, erfolgreiche Mainstream-Streifen und waschechte Klassiker. Der Vorsitzende des Film e.V. Jena schwärmt unter anderem von französischen Filmen, die glücklich machen („Das Labyrinth der Wörter“) und großartigen Schwarz-Weiß-Bildern mit einem Nachklang von Joy Division („Control“). Schmunzelnd benutzt er das Sprichwort „In der Kürze liegt die Würze“, um zu betonen, wie sehr er sich außerdem auf die Kurzfilmnacht freue. Da die Streifen jedoch immer erst nach Sonnenuntergang beginnen, legen die fürsorglichen Veranstalter allen Cineasten ans Herz, stets einen geliebten Menschen und eine warme Decke mitzubringen.

Sitzkissen für das perfekte Glück

Auf dem Theatervorplatz sei jedoch noch niemand erfroren, versichert Dr. Margret Franz, die Werkleiterin von Jenakultur. Als zentrale Organisatorin wirbelt sie umher und bezeichnet Lutz Engelhardt, den künstlerischen Leiter der Kulturarena, als „den Perlentaucher“. Das ist nicht verwunderlich, denn eben jener Mann hat das Festival nicht nur 1992 aus der Taufe gehoben, er hat es auch durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Engelhardt hingegen spricht gerne von „emotionalen Momenten“, von Abenden, die man nicht kopieren kann. Deswegen sollte es auch trotz des 20. Geburtstages kein Best-of geben. Das wäre langweilig und mit Sicherheit auch enttäuschend. Engelhardts Anspruch ist vielmehr ein genre- und formübergreifender. Dabei denkt er nicht nur an die faszinierende Vielfalt der Arena, sondern auch an ihre prinzipielle Offenheit für Neues.
Zwar kommen einige Gäste nicht zum ersten Mal (zum Beispiel Katzenjammer und Rainald Grebe), aber auch für konsequente (Neu-) Schatzsuchende stehen genügend Konzerte zur Auswahl. Es kann je nach Geschmack zwischen Balkan-, Elektronik- oder Akustik-Klängen gewählt werden. Neben Namen, die seit geraumer Zeit um die Welt kreisen (beispielsweise Joan as Police Woman, Miss Li und Suzanne Vega), geben sich auch Künstler aus Deutschland die Ehre (unter anderem Alin Coen, Philipp Poisel und hundreds). Abenteuerlich erscheint nicht nur die Auswahl der Künstler, sondern auch der Versuch, bestimmte Musikrichtungen in Worte zu fassen. Wem beispielsweise bisher nicht klar war, wie sich „Jazz/ Piano/ Punk“ anhört, der gedulde sich bis zur Lösung dieses musikalischen Rätsels im frühen August.
Freunde der (Festival-) Vergangenheit seien neben alldem zu dem Film „20 Sommer“ eingeladen. Kai Ostermann bezeichnet dieses Sonderprojekt als ein sehr berührendes Portrait, das die Kulturarena von ihren Anfängen bis heute zeigt. Es soll auf der Freilichtbühne ausgestrahlt werden – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Schließlich wäre ein Geburtstag ohne Überraschungen ja auch nur ein ernüchterndes Älterwerden.

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