Auf zur dritten Runde

Der nächste Bildungsstreik steht bevor

Von Stefan Montag



Rudi, der Kampf geht weiter.

Foto: Christian Fleige

Die gute Nachricht: Der Bildungsstreik lebt und es wird wieder gestreikt. Die schlechte Nachricht: Das blaue Streikmonster Klausi ist verschollen und auch sonst müssen die Organisatoren mit Abnutzungserscheinungen kämpfen. Fest steht, dass es auch dieses Mal eine Streikdemo geben wird: Start ist am Mittwoch, den 9. Juni um 10 Uhr auf dem Campus. Außer an der Demo wird momentan noch an allen Ecken und Enden geplant und organisiert – unter anderem an einem Poetry-Slam und einem Konzert, um die Studenten auf den Streik aufmerksam zu machen.

Nach der Demo wird eine Aktionswoche Kernpunkt des Streiks werden. Geplante Themen sind unter anderem „Reformpädagogik“, „Alternativ Uni“ und „Hierarchiefreie Gruppenarbeit“. Als Gegenveranstaltung zum Bildungsgipfel der Bundeskanzlerin ist am 10. Juni eine Podiumsdiskussion geplant. Auch die Schüler sollen wieder stärker berücksichtigt werden. Trotz positiver Signale aus den Schulen bleibt aber abzuwarten, ob Schulamt und Kultusministerium wie in der Vergangenheit Boykott üben.
An den Inhalten und Forderungen hat sich kaum etwas geändert und die meisten Studenten und Lehrenden sind sich der Probleme inzwischen bewusst. Die Proteste richten sich gegen das derzeitige Bachelor-Master-System, die „Verschulung“ des Studiums.
Gefordert werden ein freier Bildungszugang, der Master für alle und demokratischere Strukturen an den Hochschulen.
Im Februar haben sich auch Professoren der Soziologie in einem offenen Brief an Thüringens Kultusminister Christoph Matschie (SPD) den Forderungen des Bildungsstreiks zu weiten Teilen angeschlossen. Währenddessen wird in der Politik mal Geld versprochen, mal wieder gestrichen. Die Ergebnisse von Bildungs- und Bolognagipfel sind umstritten. Einige Studentenvertreter bemängeln, dass sie bei solchen Veranstaltungen kaum eingebunden werden.
Die Resonanz nahm in Jena seit dem ersten Streik im Juni 2009 beständig ab. „Beim ersten Streik war noch viel Elan da“, so Paul, der die Proteste in Jena mitorganisiert. Danach sei aber die Luft raus gewesen und die öffentliche Diskussion schien sich „tot zu laufen“. Sind beim ersten Bildungsstreik im Sommer des letzten Jahres noch 4.500 Menschen für eine bessere Bildung auf die Straße gegangen, so war die Teilnahme im November eher verhalten. Deshalb ist interessant, ob es beim nunmehr dritten Bildungsstreik gelingt, wieder mehr Studenten für die Sache zu gewinnen. Wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen, mangelt es zumindest nicht an kreativen und zum Teil witzigen Ideen.
Betrachtet man nur die Zahl derer, die den Bildungsstreik derzeit gestalten, dann stützt das das Bild von streikmüden Jenaer Studenten. Dabei gibt es aktuell durchaus Anlass, sich einzumischen: Einerseits bestehen Zweifel, ob die Einführung des Masters reibungslos gelingt, und Befürchtungen, dass ein Großteil der Bewerber auf der Strecke bleibt. Andererseits droht die Bafög-Erhöhung zu platzen. Diese wurde, obwohl nur unwesentlich und an den Kernproblemen vorbei, als Zeichen verkauft, dass die Politik auf die Studentenproteste reagiert. Nun droht selbst das im Bundesrat blockiert zu werden.
Wichtig ist dem Jenaer Bildungsstreik-Team, in der Uni langfristige Strukturen für die weitere organisatorische und inhaltliche Arbeit zu schaffen. Gefordert werden Stellwände und Räume an zentralen Stellen als Anlaufpunkte für interessierte Studenten. Die Bildungsstreiker hoffen während des Streiks einen Teil des „UN-Konferenzraums“ neben den Büros des Stura als Streikzentrale nutzen zu können. Hingegen ist die Besetzung eines Hörsaal derzeit nicht Teil der Planungen. Stattdessen hätte man nun gerne „räumliche Kontinuität“, wie es Johannes, ein Mitorganisator, nennt – also eine Art „Frei(t)raum“, nur eben nicht so versteckt wie der Seminarraum 124.
Nach dem Streik – genauer am 30. Juni –ist dann auch schon der nächste Bologna-Tag der Uni. Der soll nach Vorstellung der Streikorganisatoren dieses Mal den Rahmen für eine umfassende Diskussion über den Bologna-Prozess bilden. Aus diesem Grund planen die Organisatoren des Bildungsstreiks ihre wöchentlichen Treffen auch nach dem Streik fortzusetzen. Der letzte Bologna-Tag fand aufgrund mangelnder Ankündigung und einer ungünstigen Zeit fast ohne Studenten statt. Die Vorstellungen der Streikorganisatoren sehen so aus, dass mittels eines Dies Academicus diesmal allen Studenten die Teilnahme ermöglicht werden sollte.

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