Studentenferne Orte

Teil 19: Die „Drogerie Bein“ in der Katharinenstraße

Von Isabella Weigand

Foto: Christian Fleige

An einer der unzähligen einsamen Straßenecken in der Nähe der vielbefahrenen Lutherstraße behauptet sich seit beinahe 25 Jahren ein Mann im knallharten Geschäft der Schönheitspflege. Wacker schwimmt er gegen den großen Mainstream der zungenbrecherischen und absurden Pflegemittelindustrie.
Unscheinbar, aber voll geduldiger Entschlossenheit lugt Manfred Bein auch heute wieder hinter seinem Tresen hervor. Die Lesebrille ist ihm auf die Nasenspitze gerutscht, als er gerade einem seiner Kunden zum Abschied winkt. Bereitwillig schiebt er sie ein Stück höher auf den sicheren Nasenhügel und beginnt zu erzählen: „Die Drogerie habe ich von meinem Großvater übernommen, der führte den Laden schon seit 1928 – vorher war es ein Lebensmittelgeschäft“.

Die Zeit scheint kaum vergangen zu sein, wenn der aufmerksame Student im Vorübergehen mal einen genaueren Blick auf das Äußere des Ladens wagt. In den Schaufenstern bleicht die Werbung für Echt Kölnisch Wasser langsam, aber sicher aus; mächtige, gestärkte Spitzengardinen im Hintergrund verschleiern die Sicht nach innen. In großen weißen Buchstaben auf einer alten Tafel vor dem Eingang verspricht das Geschäft den Verkauf von Salmiak oder Talkum. Manfred Bein sagt, er habe keine besondere Zielgruppe: „Hauptsächlich kaufen die Leute aus dem Wohngebiet bei mir ein. Studenten? Die kommen und gehen. Meist dauert es seine Zeit, bis sie auf mein Geschäft aufmerksam werden.“ Das findet er zwar schade, doch seine Stammkunden sind ihm wichtig und treu: „Ich biete nur an, was auch verlangt wird, kann aber bei Bedarf schnell auf neue Wünsche meiner Kunden eingehen.“ Bedarf herrscht an vielen Dingen, die den Laden bis über den Kopf des Besitzers und einzigen Angestellten füllen.
Er gibt sich jedoch auch Mühe, dem jüngeren Klientel gerecht zu werden: Die Pariser kann sich ein jeder ganz ungeniert gleich neben der Kasse schnappen und verschwinden. Tiefer hinein wagen muss sich allerdings die hippe Mädchenkundschaft, denn dort findet sie den pinken Tiger-Haarschmuck direkt neben den dunkelbraunen, deckenhohen Schränken, in denen sich allerhand seltene und unheimliche Tinkturen für die Pflege der Haut befinden.
Auf die Frage nach der Zukunft seines Ladens gibt sich Manfred Bein bescheiden: Lediglich einen frischen hellen Anstrich für die Wände und Schränke seiner „Höhle“ fände er schön.

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