Mittwochs nur für Deutsche

Warum vier schwarze Unimitarbeiter nicht in die Havanna-Bar durften

Von Vera Macht

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Foto: Katharina Schmidt

Wir wollten einfach einen schönen Abend haben“, sagt Dr. Gabriel Natura vom Jenaer Migrations- und Integrationsbeirat, „doch daraus ist nichts geworden. Stattdessen ist ein bitterer Nachgeschmack geblieben“.
Mitte Mai waren er und fünf weitere Mitarbeiter der Universität auf dem Weg in die Havanna-Bar in der Krautgasse. Als sie den Club betreten wollten, wurden er und zwei weitere der Gruppe, alle drei afrikanischer Herkunft, vom Türsteher abgewiesen, während die anderen hineingelassen wurden. Auf die Nachfrage, warum denn gerade sie nicht hinein dürften, bekamen sie zu hören, sie wären Ausländer und es wäre ein Tag für Deutsche. „Ich bin nicht rassistisch“, beteuerte die daraufhin gerufene Chefin Claudia Böcker laut Natura, „wir haben in letzter Zeit nur öfters Stress mit Ausländern gehabt“. Deshalb sei dies eine „deutsche Party“. Nach längerer Diskussion lenkte sie ein und meinte, dass auch die drei hinein könnten. Doch draußen wurde zur gleichen Zeit Dr. Dorothea Appenroth, die später ankam und ebenfalls dunkelhäutig ist, der Zutritt vom Sicherheitspersonal verwehrt. Die Gruppe verließ daraufhin entrüstet den Ort.
Die Chefin und der betreffende Türsteher jenes Abends erklären beide: „Es hat an diesem Abend eine Diskussion mit zwei anderen dunkelhäutigen Personen gegeben, die bereits Hausverbot haben. Von einer ´deutschen Diskothek´ war nie die Rede, die Gruppe ist nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen“. Böcker beschreibt ihre Bar als multikulturell, mit vielen ausländischen Stammgästen und einem ebenfalls dunkelhäutigen DJ. Der Türsteher Marco Mönk dazu: „Mit Deutschen haben wir aber schon weniger Stress. Auch mit unserem DJ haben wir manchmal Probleme, wenn er Feierabend hat. Es sind einfach andere Mentalitäten“. Beide betonen jedoch ausdrücklich: „Wir sind nicht rassistisch. Wir lassen unsere internationalen Gäste normalerweise immer hinein“.
Rea Mauersberger, Vorsitzende des Jenaer Migrations- und Integrationsbeirates und Zeugin des Vorfalls, sieht dementsprechend das Problem eher darin, Ausländer mit Problemen und Kriminalität gleichzusetzen und verallgemeinernde Urteile zu fällen. „Es darf nicht sein“, sagt sie, „dass eine Bar, die sich nach einer kubanischen Stadt benennt und direkt gegenüber einer Uni liegt, die zahlreiche ausländische Studenten beheimatet, derartige Vorbehalte hegt“. Die Zahlen geben ihr Recht. Nach der Statistik des Landeskriminalamtes Thüringen 2007 betrug der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger bei Straftaten 4,9 Prozent. Der Jenaer Ausländeranteil entspricht in etwa dieser Zahl, er liegt bei 3,9 Prozent. Mauersberger bezeichnet deshalb das „undifferenzierte Verhalten der Bar“ als „unvertretbar“ und ruft dazu auf, das „Individuum zur Verantwortung zu ziehen und nicht eine Gruppe zu diskriminieren“.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. S.Schmidt

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    Wie kann man an der Hautfarbe von Menschen ihr Nationalität erkennen? Es gibt auch dunkelhäutige Deutsche, dürfen die dann rein oder nicht? Und was ist mit Ausländern, die weiß sind, dürfen sie rein oder machen sie auch Streß?
    Wenn man mit zwei dunkelhäutigen Personen Probleme hatte, gibt es einem noch lange nicht das Recht, andere dann nicht rein zu lassen. Man kann nicht alle über einen Kamm scheren! Wenn weiße Deutsche Probleme machen, lässt man dann keinen weißen Deutschen mehr in den Club?

  2. John Taylor

    Hier hilft nur “Bildung für alle”. Auch für Türsteher.

  3. Jens

    die Türsteher sind in der Havanna schon eigenartig, auch ich musste mit meinen freunden ( u.a. Professoren) am eigenem leibe dies erleben, Rassistische und feinfühlige Bemerkungen und dies noch von Claudia Böcker im Hintergrund angefacht. Besser die Havanna Bar in Jena Meiden.

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