Der unsichtbare Dritte

 Der Stura-Vorstand über seine Aufgaben und eventuelle Neuwahlen

Das Gespräch führten Isabel Schlegel und Matthias Benkenstein

Harmonisch, aber unvollständig: der neue Stura-Vorstand. Foto: Isabel Schlegel

Julia Langhammer, 24, und Marcel Helwig, 22, sind seit ihrer Ernennung zum Stura-Vorstand viel beschäftigte Personen. Mit Akrützel sprachen sie über ihre neue Aufgaben.

Wie waren eure ersten beiden Wochen als Vorstand und wie fühlt ihr euch?
Julia:
Eigentlich wurde ich ja schon zwei Wochen früher als Marcel gewählt, konnte aber nichts machen, sondern immer nur zuschauen. Jetzt gibt es endlich was zu tun.
Marcel: Gleich am ersten Tag nach der Wahl volle Leistung zu bringen hat mich schon etwas überfordert. Man muss sich in jede Aufgabe erst mal einfinden. Als Vorstand haben wir sehr viele Aufgaben zu erfüllen, aber mittlerweile haben wir uns gut eingearbeitet und das Tagesgeschäft läuft weitestgehend reibungslos.

Was macht man eigentlich als Stura-Vorstand den ganzen Tag?
Marcel: Eine der Hauptaufgaben ist es, mit der Geschäftsführerin die Stura-Sitzungen vorzubereiten. Dazu kommt jede Menge Verwaltungsarbeit. Außerdem repräsentieren wir den Stura und kommunizieren mit den Medien.
Julia: Zwischen den Sitzungen trifft der Vorstand auch Entscheidungen, die ganz dringend sind.

Was wollt ihr anders als der bisherige Vorstand machen?
Julia:
Der alte Vorstand hat sehr viele Aufgaben selbst übernommen, die auch von den Mitarbeitern erledigt werden könnten. Wir haben vor, die Aufgaben sinnvoller zu verteilen.

Warum habt ihr euch für den Posten beworben?
Julia:
Ich habe lange überlegt, bevor ich für den Stura kandidiert habe – gleich Vorstandsmitglied zu sein, ist ein großer Schritt. Aber ich glaube, dass ich wichtige Arbeit für die Studierenden leisten kann.
Marcel: Bei mir war das eine sehr spontane Entscheidung. Bisher war ich Referent für Lehrämter und hatte damit eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Ich wollte aber eine Alternative aus dem Kreis der bisherigen Referenten darstellen, da diese nah an den Studierenden arbeiten.

Wie ist euer Verhältnis zueinander?
Marcel: Im Vorstand verbringt man viel Zeit miteinander und wir werden uns noch mehr anfreunden. Wir haben ja schon fast so etwas wie eine Freundschaft…
Julia: (lacht) Fast, ja.
Marcel: Nach der Arbeit geht man dann auch noch zusammen einkaufen, nach Hause…
Julia: … naja, wir gehen zusammen zum Bus, nicht nach Hause.
Marcel: Jetzt fehlt nur noch ein Dritter im Bunde.

Weshalb konnte bisher noch kein drittes Vorstandsmitglied gewählt werden?
Marcel:
Es haben sich einfach keine Mehrheiten gefunden. Julia und ich waren von Anfang an die beiden aussichtsreichsten Kandidaten.

Ist der Stura durch die Pattsituation in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt?
Julia:
Der Stura ist handlungsfähig. Wir konnten bereits  Entscheidungen zur politischen Weiterarbeit fällen. Dennoch war es schwierig einen Vorstand zu wählen, wenn von 37 nur 25 Mitglieder zur Sitzung kommen, die Kandidaten aber eine Mehrheit von 19 Stimmen brauchen.
Marcel:
Das Gremium und die Referate arbeiten aber wie gewohnt weiter.
Julia: Dafür braucht es auch nicht den Segen des Vorstandes. Wir sollen die Arbeit der Referate ja auch eher koordinieren und unterstützen.

Gab es durch die konservativen Mitglieder einen Umschwung im Stura?
Julia:
Ich war vorher kein Mitglied, kann das also schlecht beurteilen. Aber ich denke, dass das für die Interessenvertretung der Studenten bei vielen Themen nicht die entscheidende Frage ist. Oft herrscht große Einigkeit. Natürlich, wenn es sich um Themen handelt, die in der jeweiligen politischen Richtung stark emotional aufgeladen sind, wird es problematisch.
Marcel: Es ist schon anders. Man merkt, dass bei Grundsatzdiskussionen auch eine konservative Meinung da ist.

Julia, du bist ist in der Partei „Die Linke“ und Marcel in einer christlichen Verbindung – größer könnten die Unterschiede wohl kaum sein. Wie steht ihr dazu?
Julia:
Wir sind beide auf derselben Liste angetreten, passen also in unseren Grundauffassungen ganz gut zusammen. In Spezialfragen sind wir nicht immer einer Meinung, aber das ist ja auch gut so.
Marcel: Meine Verbindung ist sehr tolerant. Und auch ich selbst bin eher links eingestellt.
Julia:
Als Vorstand ist es ja auch unsere Aufgabe im Interesse der Studierenden zu handeln. Natürlich bin ich aufgrund meiner politischen Meinung der Ansicht, dass eher linke Ansätze im Interesse der Studierenden sind. Trotzdem behandle ich Anträge von Konservativen genauso wie die von Linken.

Die Wahl wird angefochten, weil es keine gültige Wahlordnung gibt. Auch die Schiedskommission plädiert dafür, den Stura aufzulösen. Was könnten die Motive dahinter sein?
Marcel:
Das weiß ich nicht. Aber ich frage mich wirklich, was in diesen Menschen vorgeht. Denn es wurde ja keine völlig verschrobene Interessenvertretung gewählt, die die Studenten überhaupt nicht wollen.

Beeinträchtigt diese Anfechtung der Wahl eure Arbeit?
Julia:
Natürlich können die Argumente der Schiedskommission so gut sein, dass sich das Gremium auflösen muss. Ansonsten gibt es nur noch die Möglichkeit einer gerichtlichen Auflösung. Sachgerecht wäre es, für die nächste Wahl eine Wahlordnung zu erarbeiten, in der alle Unklarheiten beseitigt werden. Viel unangenehmer finde ich, dass es noch keinen dritten Vorstand gibt. Falls wir es bis zum 20. Dezember nicht schaffen jemanden zu wählen, dann wird das Gremium sowieso aufgelöst.

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