Das Desaster mit dem Dachs

Die Online-Studienverwaltung “Friedolin” bricht erneut zusammen

Nicht so unschuldig, wie er aussieht: Friedolin, der Dachs.FOTO:pixelio

von Jonas Janssen

Friedolin (Friedrich-Schiller-Universität-Online) sorgt zu Beginn des laufenden Semesters wieder für eine Menge Ärger und Verwirrung: Zum Beispiel unterscheiden sich auf der Internetseite Rubriken, die eigentlich synchronisiert sein müssten. Eine zeigt „zugelassen“, eine andere nur „angemeldet“ für Veranstaltungen an, in die man sich eingeschrieben hat. Das sollte eigentlich unmöglich sein. Mehrere Studenten, vor allem aus der Soziologie, berichten von E-Mails, in denen sie für Seminare zugelassen wurden, zu denen sie sich nie angemeldet hatten. Auf Nachfrage beim Dozenten erhalten sie zur Antwort: „Mails, die Friedolin versendet, einfach nicht beachten, das Chaos tobt.“ Teilweise sind Abmeldungen von Veranstaltungen nach wie vor ganz unmöglich. In schöner Regelmäßigkeit tauchen auch Veranstaltungen, die man sich abgespeichert hat, nicht mehr auf.

Ständige Veränderungen – meist zum Schlechten

„Was meine Kollegen und ich wegen der umständlichen Funktion der Eingabe von simplen Klausurnoten an Zeit opfern müssen, steht in keinem Verhältnis zu den angeblich so tollen Verbesserungen, die Friedolin bringen sollte“, empört sich ein Historiker. In der Tat ist die Menüführung von Friedolin in vielen Punkten auch für Studenten umständlich gestaltet. Ein Umstand, den auch Andreas Hartmann einräumt: „Wir haben bereits Verbesserungen erarbeitet und werden auch eine Rubrik zur Klärung häufiger Fragen auf der Seite einrichten“, so der Informatiker. Trotz der Beschwichtigungsversuche lässt sich bei den massenhaft aufgetretenen Problemen beim besten Willen nicht mehr von Kinderkrankheiten sprechen, schließlich wurde das System bereits vor einem Jahr eingeführt.
Schon damals wurde die Bedienbarkeit kritisiert (Akrützel berichtete in Ausgabe 253). Zugegebenermaßen ist Friedolin komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Der Dachs ist Teil eines Großprojektes, das auf den Namen „Campus Management System“ hört. Es soll in Zukunft auch die Notenverwaltung durch das ASPA (Akademisches Studien- und Prüfungsamt), die Thoska, die Funktionen des Rechenzentrums und weitere Teile der Uni-Verwaltung unter einen Hut bringen. Angepeilt für die Fertigstellung ist das Jahr 2014, so Prorektor Koschmieder. Trotz der großen Probleme sorgt sich Koschmieder zuallererst um das Image der elektronischen Noten- und Veranstaltungsverwaltung. Zwar räumt er ein, dass es gravierende Probleme und Mängel des Systems vor allem zu Beginn dieses Semesters gegeben hat, und zeigt Verständnis für den Unmut der Studenten. Grundsätzlich ist er aber ein großer Freund des Systems und sieht Jena sogar unter den 16 führenden Hochschulen, was die Computerisierung und Verknüpfung der Verwaltungen angeht. Ausführlich weist er auch auf die grundsätzliche Akzeptanz der Elektronisierung hin, wie eine Umfrage belegen soll, die laut Koschmieder demnächst veröffentlicht wird. Darin wurden sowohl Studenten als auch Dozenten befragt. Dies geschah jedoch im vergangenen Sommer, also lange bevor das große Durcheinander einsetzte. Aktuell würde möglicherweise ein anderes Ergebnis herauskommen. Im StudiVZ haben sich beispielsweise mehrere Gruppen gebildet, die vielsagende Namen wie „Lotto Friedolin – 6 aus 49 dürfen belegen“ oder „Sammelklage gegen Friedolin – ich bin dabei“ tragen. Inzwischen sind viele Studenten dazu übergegangen, trotz Ablehnung einfach in Seminare zu gehen, um sich im Gespräch mit dem Dozenten doch noch einen Platz zu ergattern.
„Mehr Service durch die Studien- und Prüfungsverwaltung Friedolin“, verkündet nach wie vor eine ältere Website der FSU. Betroffenen muss diese Überschrift mit Blick auf die vergangenen Wochen ironisch vorkommen.

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