Verlassene Arbeitsplätze, leere Reihen und einsame Bücher – seit dem 19. März hat auch die Thulb mit all ihren Einrichtungen den regulären Nutzerbetrieb eingestellt. Wie gehts weiter?
von Lenah John

Nicht nur für die Studierenden, die Abschluss- oder Hausarbeiten schreiben, sondern auch für die Arbeit und Veranstaltungsvorbereitung der Dozenten bedeutet die Schließung der Thulb den Entzug der Arbeitsgrundlage.
Seitdem sind jedoch eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt worden, die den Nutzern während der Schließung behilflich sein sollen, wie die Chat-Funktion auf der Website, die wochentags von 10 bis 16 Uhr für Fragen zur Verfügung gestellt wird, und ein Kopienversand. Dieser werde bislang auch „sehr gut genutzt“, wie Laura Sembritzki von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit der Thulb berichtet. Fernleihen können – mit Einschränkungen – damit wieder aufgenommen werden, sodass auch diejenigen, die sich nicht zum Last-Minute-Bücherhamstern verleiten ließen, ihre Arbeit zum Teil wieder aufnehmen können. Trotzdem ist dies mit einem Zeitaufwand verbunden, der nicht mit dem schnellen Nachschlagen in den Printbeständen verglichen werden kann. Zu berücksichtigen ist, dass nicht alle Bibliotheken Zugriff auf ihre Printmedien haben und es deshalb zu Ausfällen oder Verzögerungen kommen kann. Durch eine bis zum 31. Mai andauernde Regelung mit der VG Wort (Verein zur Verwertung von Urheberrechten) können Kopien durch einen Link, den man per Mail erhält, vermittelt werden, was aber erfahrungsgemäß ein paar Tage dauert. Die eigene Arbeit erfordert also viel mehr Planungsaufwand, um Leerläufe zu vermeiden. Aufgrund von urheberrechtlichen Bestimmungen sind nur Artikel aus wissenschaftlichen Zeitschriften und maximal zehn Prozent der Seiten eines Buches zulässig.
Daneben steht die Erweiterung der E-Book-Angebote: 41 wissenschaftliche Verlage und Informationsanbieter haben, wenn auch nur vorübergehend, ihre digitalen Angebote für die Thulb erweitert. Das umfasse ein zusätzliches Angebot in sechsstelliger Höhe: „Aktuell finden sich mehr als 1,2 Millionen E-Book-Titel in unserem Bestand. Es kommen täglich neue Bücher hinzu“, erklärt Sembritzki. Diese Entwicklung werde auch jenseits von der Pandemie weiter angestrebt.
In dem Prozess der Wiedereröffnung sollen dies die ersten Schritte sein. Ab dem 27. April können ausgeliehene Medien bereits kontaktlos zurückgegeben werden; ab dem 11. Mai wird der Ausleihbetrieb für Studierende mit verlängerten Fristen (von vier auf sieben Tage) ermöglicht. Um die Sicherheit von Mitarbeitern und Nutzern zu gewährleisten, werden derzeit Vorkehrungen getroffen wie Schutzvorrichtungen an den Ausleihtheken und Desinfektionsmittelspender. Die Nutzer können die gewünschten Medien online bestellen, welche dann an den Ausleihtheken durch die Mitarbeiter ausgegeben werden. Die Bibliothek der EAH eröffnete bereits am 4. Mai ihren eingeschränkten Betrieb, um Ausleihe und Rückgabe wieder zu ermöglichen.
Ein Datum zur regulären Wiedereröffnung der Thulb-Einrichtungen ist noch nicht bekannt. Dennoch befinde sich dieser letzte Schritt bereits in Vorbereitung, erklärt Sembritzki. Mit Maßnahmen zur Beschränkung des Besucheraufkommens soll im Laufe des Monats zunächst der Zugang zu den Beständen und Arbeitsplätzen ermöglicht werden. Dabei wird die Anzahl der Arbeitsplätze um etwa zwei Drittel reduziert und für eine möglichst faire Nutzung auf maximal vier Stunden pro Tag beschränkt. Die Plätze können durch das Carrelbuchung-System online reserviert werden, um Warteschlangen zu vermeiden. „Mit Unterstützung der Universität wird auch die Beauftragung der Reinigungsfirmen bezüglich der Reinigung der Arbeitsplätze angepasst“, ergänzt Sembritzki. Durch das Bereitstellen von Desinfektionsmitteln können Nutzer dies zusätzlich auch selbst tun.
In allen weiteren Schritten müsse sich aber weiterhin an den aktuellen Entwicklungen und Entscheidungen von Stadt und Land orientiert werden. Bislang gebe es einfach „keinen festen Fahrplan zur Wiedereröffnung“, macht Sembritzki deutlich.