Abstimmung ohne Stimmen

Eine Urabstimmung zum Semesterticket steht an und niemand interessiert sich dafür.

Von Hanna Seidel

Das Klischeebild des durchschnittlichen Studenten ist das eines bis zum Mittag schlafenden, selten in Vorlesungen erscheinenden und auch sonst vor allem auf Gemütlichkeit bedachten Menschen. Doch hin und wieder kommt dem Studenten bei seinem Vorhaben, möglichst ohne große Anstrengung durch die Woche zu gelangen, etwas in die Quere: Hochschulpolitik.
Eine Urabstimmung steht an und die Studenten scheinen diese einfach nicht zu beachten. Tatsächlich hat fast niemand etwas davon mitbekommen, obwohl sogar massiv Flyer und Plakate in der Uni verteilt wurden.
Dabei geht es mit der Frage nach dem Semesterticket, um ein Thema, das alle beschäftigt. Genauer gesagt wird über das VMT-Ticket als Teil des Semestertickets abgestimmt. Das ermöglicht es Studierenden mit Bussen und Straßenbahnen beispielsweise in Weimar und Erfurt zu fahren. Der Jenaer Nahverkehr sowie Regionalbahnen in ganz Thüringen sind von der Abstimmung aber nicht betroffen und bleiben weiterhin erhalten.
Der erste Teil der zweiteiligen Abstimmung betrifft die Frage, ob das VMT-Ticket überhaupt gewollt ist. Wer diese Frage schon mit „Nein“ beantwortet, muss das zweite Kreuz gar nicht mehr setzen. Dabei geht es nämlich um die Preiserhöhung des VMT-Tickets von 9,20 € auf 9,50 €. Da der Preis ursprünglich nicht höher als der des Schülermonatstickets sein durfte und nun um einen größeren Prozentsatz erhöht werden soll, muss die Studierendenschaft aus ihrer Bequemlichkeit gerissen und zu den Wahlkabinen gebracht werden. Angesichts dieser Schwierigkeit muss sich der StuRa fast fühlen wie Politiker, die hilflos den sinkenden Wahlbeteiligungen gegenüberstehen. Schließlich gilt die Abstimmung erst als verbindlich, wenn mindestens zehn Prozent der Studierenden daran teilnehmen.
Wenn die Mehrheit für den Erhalt des Tickets stimmt und mit der Preiserhöhung einverstanden ist, bleibt das VMT-Ticket Bestandteil des Semestertickets. Sollte lediglich der Preis abgelehnt werden, wird ein neues Angebot vom Verkehrsverbund Mittelthüringen angefordert. Es ist aber auch möglich, dass das Ticket abgeschafft wird. Nicht nur, weil die Mehrheit sich dagegen entscheidet, sondern auch wenn die Beteiligung einfach zu gering ist.
Damit der faule Student nicht bald unfreiwillig laufen muss, sollte er sich also zwischen dem 25. und 28. April zur Abstimmung bewegen. Die genauen Zeiten und Standorte finden sich auf der nächsten Seite in diesem Heft.

Zeichnung: Martin Emberger
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