Um die Welt mit einem Belgier

Milow begeisterte die Kulturarena

Von Daniel Hofmann

Foto: Flämig/Kulturarena

Wippen, tanzen, springen! Milow lockte jede Bewegung aus den Konzertbesuchern. Er schickte das Publikum der ausverkauften Kulturarena auf eine kleine Reise rund um die Welt. Ob Country aus den USA, spanische Folklore oder die Neue Deutsche Welle: Milow ließ sich nicht auf einen Musikstil festlegen und bewies, dass er mehr zu bieten hat als viele Eintagsfliegen der Popmusik.

Bereits eine Stunde vor Konzertbeginn ist der Theaterplatz gut gefüllt. Auf den Bänken rücken bereits alle etwas näher zusammen, damit doch noch ein oder zwei Plätze frei werden. Der große Frauenanteil ist an diesem Abend nicht überraschend. Wie viele Männer tatsächlich freiwillig mitgekommen sind, wird wohl ein Rätsel bleiben. Auch das Wetter zeigt sich von seiner strahlend blauen und sonnigen Seite. Ideale Voraussetzungen also. Bevor Milow allerdings mit seiner Band die Bühne betritt, bringen zwei Schotten die Besucher in Stimmung. Martin & James konzentrieren sich auf das Wesentliche: zwei Kerle, zwei Stimmen, zwei Gitarren. Mehr ist nicht nötig, um den Abend entspannt zu beginnen. Um 20 Uhr ist es dann so weit. In den vordersten Reihen fangen ein paar Teenies an zu kreischen. Milow, eigentlich Jonathan Vandenbroeck, betritt die Bühne. Den Einstand probt er mit ein paar ruhigen Liedern, die nicht alle auf seinem Album zu finden sind. Die Stimmung ist noch sehr gelassen. Pärchen halten sich in den Armen und ein paar Menschen wippen im Takt hin und her. Erst mit „Canada“ hat der 28 Jahre alte Belgier sein Publikum im Griff. Es scheint, als singe jeder auf dem Theaterplatz das improvisierte Ende des Songs mit: „Schalalala“. Milow schafft es immer wieder die Zuschauer mitzureißen. Aus vierminütigen Albumversionen werden plötzlich doppelt so lange Lieder. Jede Minute davon ist gefüllt mit den unterschiedlichsten Musikstilen. Ein Lied wird durch “Knockin’ On Heavens Door” ergänzt, andere durch Country, der direkt aus den USA stammen könnte. Spanische Gitarrenklänge werden ebenfalls nicht ausgelassen und lockern die Beine des Publikums.

Inzwischen sind 45 Minuten vergangen und alles ist in Bewegung. Selbst die Rentner auf den Bänken wippen hin und her. Wer nicht wippt, der tanzt. Dafür verantwortlich ist nicht nur Milow, sondern auch seine Backgroundunterstützung. So stellt der Gitarrist sein Gesangs- und Sprachtalent unter Beweis. Ein deutscher Schlager wird unter dem Jubel des Publikums angestimmt. Die Rufe nach einer Zugabe sind nicht zu überhören und mit 99 Luftballons gelingt der Ritt auf der Neuen Deutschen Welle. Neben dieser kleinen Einlage wird vor allem eines in Erinnerung bleiben: die Stimme der Background-Sängerin Nina Babet. Im Duett mit Milow bei „Out of my hands“ sorgt ihre sanfte Stimme für Gänsehaut. Sie könnte die Kulturarena wohl genauso gut alleine füllen.

Das Finale steht kurz bevor. Jetzt holt der Sänger die letzten Zuschauer von ihren Bänken. Wie erwartet heißt der letzte Song „Ayo Technology“ und noch einmal gehen alle Hände nach oben. Passend zur Musik wird die Bühne immer wieder in weißes Licht getaucht, um dann wieder völlig zu erlöschen. Das ganze Publikum scheint Milow als Sänger abzulösen. Irgendwann muss aber auch dieses Lied enden und die Band verabschiedet sich von der Bühne. Zugabe! Zugabe! Jubel bricht los, als Milow mit seiner Gitarre aus dem Dunkel tritt. Er ist allein. Ein Scheinwerfer auf ihn gerichtet. Dieses Lied singt er für die Verliebten und die, die es noch werden wollen. Noch einmal kommen alle auf die Bühne, um gemeinsam zu musizieren. Es gibt nur noch ein Mikrofon, um das sie sich versammeln. In diesem Moment erkennt man besonders gut, wie harmonisch die Gruppe zusammenpasst. Mit „Dreamers and Renegades“ findet ein fantastisches Konzert dann doch sein Ende und der Belgier verschwindet als letzter von der Bühne. Jubel und Applaus verhallen nach ein paar Minuten. Fast zwei Stunden hat Milow dem Publikum eingeheizt. Dabei hat er es mit seiner Band geschafft, bekannte und neue Lieder gelungen zu kombinieren. Nie hatte man das Gefühl, eine Eins-zu-eins-Umsetzung seines Albums vorgesetzt zu bekommen. Sagen wir es mit den Worten von Jonathan Vandenbroeck: It was always worth it, regrets i have none.

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