Zum Sommer 2019 beschließen die Fachschaften, eine Hüpfburg zu kaufen. Ihr Leben ist kurz, turbulent und der Zankapfel am Spielplatz Uni.
Von Alexander Bernet
Ohne schriftliche Absprachen geht gar nichts. Hätten Jonathan Schäfer und seine Kommilitonen vom Fachschaftsrat Mathematik das von Anfang an verinnerlicht, dann würde das Lieblingsspielgerät der Fachschaften jetzt vielleicht nicht vor der Tür der Mathematiker Staub ansetzen.

Foto: Jonathan Schäfer
Auf Jonathan Schäfer und Jens Lagemann geht die Idee zurück, für verschiedenste Veranstaltungen an der Universität – allen voran Sommer- und Fakultätsfesten – eine Hüpfburg anzuschaffen. Zunächst in der FSR-Kom, dem Zusammenschluss aller Fachschaftsräte, angesprochen, schlagen sie im April 2019 dem Fachschaftsrat Mathematik die Anschaffung einer Hüpfburg vor. Da es bereits gute Erfahrungen mit einer ausgeliehen Gummiburg gab, ist wenig Überzeugungsarbeit nötig. Zügig muss es gehen, denn auf dem Fakultätsfest im Juni soll bereits gehüpft werden.
Worauf niemand achtet, ist, dass es sich um eine Hüpfburg für Kinder handelt.
Daher entscheiden sich die Mathematiker für die Variante von der Stange – mit Clowns. Jonathan wird sich darum kümmern. Auch die FSR-Kom ist überzeugt: Bereits nach zwölfmaligem Ausleihen rentiere sich die Anschaffung. Es wird geforscht, ob es die Hüpfburg auch in Dschungel-Optik gibt. Schließlich soll die Attraktion ja auch nach etwas aussehen. Worauf niemand achtet, ist, dass es sich um eine Hüpfburg für Kinder handelt.
Kaum ist die Entscheidung gefallen, wollen alle was von der Burg haben: Die Physiker möchten sie auf dem Studenten-Professoren-Treffen (SPT), ihrem Fakultätsfest, aufstellen, die Sport- und die Wirtschaftswissenschaftler fragen ebenfalls an. Die Mitglieder des FSR Mathe freuen sich über das rege Interesse und schicken die Anschaffung gerne auf Reise – obwohl sie sich fragen, ob man nicht Bedingungen und Regeln zum Umgang schriftlich festlegen sollte. Schlussendlich bleibt es allerdings bei der freundlichen Bitte um vorsichtigen Umgang.
Niemand will sie kaputt gemacht haben
Am Ende des Monats ist es dann soweit: Die Hüpfburg ist endlich da. Nur, wohin damit – es hat sich kein Lagerplatz gefunden. Die Wiwis hätten hier ihr Versprechen, sich um einen zu kümmern, nicht eingehalten, sagen die Mathematiker. Also lässt man die Sache erstmal liegen, auf der Türschwelle der Mathematiker. Bis Juni liegt sie da, es gibt noch viele andere Dinge zu organisieren. Dem FSR Soziologie sei dann eingefallen, dass sie ja auch gerne mal die Hüpfburg haben wollen. Am liebsten morgen. Das ist den Mathematikern dann aber doch zu kurzfristig. Also kein Hüpfvergnügen für die Soziologen.
Das Fakultätsfest der Mathematik findet statt, alles läuft prima, alle freuen sich. Ein paar Tage später wird die Burg auf dem SPT der Physiker aufgebaut. Ein Mitglied des FSR Mathe ist dabei, trotzdem wird es später Erzählungen geben, dass die Physiker in kindlichem Übermut der Burg mehr zumuten würden als zulässig. Danach findet die Hüpfburg ihren Weg zum Wiwi-Cup, einem Fußballturnier und Fakultätsfest.
Um diesen Abschnitt im kurzen Leben des Spielgeräts ranken sich verschiedene Erzählungen: In einer späteren Stura-Sitzung wird es heißen, dort wäre sie bereits beschädigt gewesen; auf Nachfrage dagegen sagt der Vorsitzende des FSR Wiwi, dort sei alles prima gewesen. Danach erst sei die Hüpfburg bei den Physikern kaputt gegangen. Dafür müsste die Burg allerdings einen Zeitsprung hingelegt haben, denn die Veranstaltung der Physiker hatte laut Protokoll ja bereits knapp eine Woche vorher stattgefunden.
Hersteller äußert sich nicht zur Garantie
Was feststeht, ist, dass die Wiwis sie weiter an die Spowis gegeben haben. Als die versuchten, die Burg aufzubauen, sei laut Markus Wolf vom FSR Spowi die Luft raus gewesen – die Burg ist platt. Die Anwesenden sind natürlich enttäuscht, Jonathan wird dazugeholt: Die Nähte auf der Rückseite sind beschädigt. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als alles zu reinigen, einzupacken und wieder vor die Tür der Mathematiker zu legen. Sollen die sich darum kümmern. Man fragt beim Hersteller an, ob die kaputten Nähte von der Garantie abgedeckt werden. Keine Antwort, die Sache versackt. Schließlich wird die Angelegenheit dem Stura-Vorstand übergeben – es wird über rechtliche Schritte nachgedacht. Und das wird es immer noch.
Es ist ein ernüchterndes Fazit, das Jonathan zieht: „Was man nicht schriftlich hat, das hat man nicht.“ Und schriftlich haben sie weder die Garantieleistungen des Herstellers noch Absprachen zum Verleih des Spielgeräts. Er plane, die Burg bald noch einmal gemeinsam aufzubauen. Vielleicht sei es dann sogar möglich, die Nähte selbst zu flicken.
Nach zweimaligem Wechsel im Stura und in den FSRen und einem Jahr ohne Veranstaltungen liegt das Corpus delicti immer noch zusammengefaltet im Gang des FSR Mathe. Und daran wird sich wohl in nächster Zeit auch nichts ändern.