Die Uni will Studiengänge streichen, aber alle dürfen mitentscheiden – voll lieb.
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Die Uni plant den Struktur-und Entwicklungsplan 2024. Dabei sollen die Kerngeschäfte, also Lehre, Forschung und Verwaltung gründlich „hinterleuchtet“ werden. Sehr wichtig sei der Uni-Leitung bei der großen Hinterleuchtung Transparenz und Kommunikation. Momentan sieht das so aus: Es gibt eine Einladung per E-Mail zu einer Zoom-Konferenz um 12 Uhr an einem Freitag.
Der Interims-Präsident Georg Pohnert sagte: „Wir wollen dringend bemüht sein, dass unsere Uni attraktiv bleibt.“ Die Uni sei zwar in den Studycheck-Rankings sehr gut dabei, laufe aber mittel- und langfristig in eine finanzielle Krise. Es gebe Rücklagen, es müssten aber zwangsläufig Kosten eingespart werden. Klar ist also: Jede Fakultät muss kleinere Studiengänge streichen oder zumindest zusammenlegen.
Für diesen Fakt findet Pohnert immer bessere Euphemismen: „Welche Fächer sind gut aufgestellt, welche nicht? – Wir wollen sie verstehen, nicht mit dem Rotstift herangehen.“
Immerhin: die Studierenden sollen selbst bewerten, welche Angebote besonders wichtig sind. Das ist aber eigentlich auch nur ein kleiner Trost. Ob kleine, aber wichtige Nischenangebote diese Bewertung überleben werden? Daran kann man zweifeln.
Ein Zuhörer fragt, wie die Uni gedenke, den Teufelskreis aus Einsparung und Attraktivitätsverlust zu durchbrechen. Für Pohnert gibt es diesen Zusammenhang anscheinend überhaupt nicht, er spricht dieses Problem als bloße Stimmung an – eine Stimmung, in die man bloß nicht hineinrutschen dürfe. Da fragt man sich, ob Pohnert einfach nicht weiß wovon er redet oder ob er sogar ehrlich denkt, dass Bennenung und Kritik dem Teufelskreis Vorschub leisten würden.
Unterdessen versucht die Uni-Leitung, bevorstehende Kürzungen als alternativlos zu propagieren: Es gäbe eben einen Veränderungsprozess, dem wir alle unterliegen würden. Deshalb sollten wir Mut haben und frei werdende Kräfte nutzen. Es gehe darum, dem Land zu signalisieren: „Wir haben keine Luft mehr.“ Die Uni kämpft für mehr Investitionen, nachdem sie zusammen gekürzt wurde – wie zynisch.
Die Zoom-Pressekonferenz zeigt: Die Uni will kürzen und sie weiß, dass das ihrem Image schadet. Die Uni-Leitung versucht das Ganze deshalb so sympathisch wie möglich über die Bühne zu bringen. Aber die Maske fällt: „Müssen wir als Universität Studiengänge mit sehr wenigen Studierenden aufrechterhalten?“, sagt Pohnert. Die Antwort lautet wohl: Nein.
Für die Uni scheint politische Teilhabe nur die Ausgestaltung eines bereits gesetzten Rahmens zu sein. Die Devise: Ihr dürft entscheiden, welcher Studiengang als erstes verschwindet. Echte Kritik am Sparkurs ist aber vorab schon aus dem Diskurs ausgeschlossen. Das ist keine Teilhabe, sondern eher Pseudo-Demokratie.
Über den Entwicklungsplan will uns die Uni-Leitung auf dem Laufenden halten. Protokolle aus den Sitzungen des Entwicklungsrates gäbe es nicht, man wolle frei sprechen. Wir dürften uns aber auf massentaugliche, partizipative Formate im Herbst freuen.