Der FSU Stura

Gefragt hat: Martin Emberger
Ihm geantwortet hat:
Carsten Hölbig
Leiter AG Rechtsvorschriften des EAH Sturas

Was ist der Stura?
Der Studierendenrat ist das Konstrukt, um deine Interessen gegenüber der Hochschule direkt zu vertreten, beziehungsweise der Studenten untereinander. Der Stura unterteilt sich in verschiedene Organe. Das sind die Fachschaften, Referate und Campusmedien. Es gibt zudem 35 stimmberechtigte Gremienmitglieder, die von den Studenten gewählt sind und beratende Mitglieder. Das Gremium ist zwiegespalten. Es gibt die eher Konservativen und die Linksorientiert-Feministischen.
Ist der Stura notwendig?
Ohne Stura hätten die Studenten keine Interessenvertretung gegenüber der Stadt und könnten sich beispielsweise nicht mehr richtig für die geringen Kosten des Semestertickets einsetzen. Das Studierendenenwerk will auch Geld, zum Beispiel in den Mensen; irgendjemand muss ja vertreten, dass das günstig bleibt. Aber theoretisch könnte man den Stura auflösen.
Wieviel Geld bekommt der Stura von den Studenten?
Derzeit sind das sieben Euro pro Semesterbeitrag. Der Stura verfügt also über eine viertel Million Euro im Jahr­­.
Was passiert mit dem Geld?
Damit werden zum Beispiel Projekte finanziert und die Campusmedien, das meiste Geld geht aber an diverse Angestellte. Es sind mittlerweile eine Menge, von denen man sich teilweise fragt, warum es sie gibt. So hat das Introreferat eine bezahlte Stelle. Die organisiert das ein bisschen mit, aber eigentlich ist das nicht die Hauptaufgabe des Studierendenrates. Bei anderen Stellen, wie Technikern könnte man fragen, warum die so viel Geld bekommen.
Gibt es auch etwas, das bei den Studenten direkt wieder ankommt?
Das ist schwierig. Die Referate organisieren beispielsweise einen Vortrag und argumentieren dann, es könnten ja alle hinkommen. Oft sind das Referate, die den kleineren Teil der Studenten ansprechen. Dann werden Referenten eingeladen, von denen man sich fragt, warum die so viel Geld bekommen, wenn da nur zwanzig Leute hingehen. Im Stura der Ernst-Abbe-Hochschule ist das anders geregelt. Wenn Studenten kommen, dann wird es finanziert; wenn nicht, dann nicht.
Was ist das größte Problem des Sturas?
Das ist die innere Zerstrittenheit. Jeder definiert und interpretiert da den Stura und seine Aufgaben ein bisschen anders.
Warum interessieren sich die Studenten nicht für den Stura?
Weil er extrem abstrus an den Studenten vorbeiarbeitet und teilweise für sich selbst da ist. Es gibt Referate, die verdammt viel Geld bekommen und aus nur einer Person bestehen. Beispielsweise hat Hochschulpolitik ein Budget von 4.000 Euro. Wo ist das ganze Geld? Da heißt es: „Also wir haben diesen und jenen Vortrag gehalten.“ Aber bei den Studenten kommt es gar nicht an! Nach dem Motto: Wir müssen Randgruppen unbedingt abbilden, aber nicht den Mainstream!
Was müsste man besser machen?
Transparenz! Der Stura legt keine Rechenschaft gegenüber den Studenten ab. Es gibt eigentlich eine Vollversammlung, auf der Studenten Fragen stellen können.

Allgemein

Eine Antwort auf Der FSU Stura

  • „Aber theoretisch könnte man den Stura auflösen.“ sagt Carsten. Das sagt Scania:

    Liebes Akrützel,
    erst einmal und vor allem anderen möchte ich mich bei Euch bedanken: Für Eure Ausgabe über den StuRa, für Eure Kritik und Eure Sicht der Dinge und dafür, dass Ihr eine kleine Diskussion in Gang gesetzt habt. Ihr bereichert unser Hochschulleben, Ihr gebt uns eine andere Sicht, Ihr setzt euch ein und hinterfragt: Das ist super! Ihr seid wichtig für uns, ohne Euch wäre unser Hochschulleben um einiges ärmer!
    Und das gleiche gilt für die Referate, die Arbeitskreise, das International Room, die Fachschaftsräte, die Prüfungsberatung, das Campusradio, das CampusTV. Sie bieten unterschiedliche Sichtweisen und vereinen eine Vielfalt an Persönlichkeiten, die unser Hochschulleben mitgestalten wollen und: Sie können das, weil sie vom StuRa unterstützt und finanziert werden.
    Wäre unser Uni-Alltag wirklich besser ohne Gleichstellungsreferat, das auch mal kritisch unseren Alltag hinterfragt, oder ohne Lehramtsreferat, das speziell die Interessen der Lehramtsstudierenden vertritt, oder ohne Referat für Hochschulpolitik, das kritisch die Änderungen des Thüringer Hochschulgesetzes beleuchtet, oder ohne Referat für studierende Eltern oder ohne Akrützel oder ohne Euren Fachschaftsrat?
    Ich glaube nein und ich glaube, die vielen Engagierten innerhalb unserer studentischen Selbstverwaltung haben es verdient, dass ihr Tun differenziert betrachtet wird und ihre Arbeit nicht durch uneindeutige oder falsche Aussagen diskreditiert wird. Kritik ist wichtig, vor allem dann, wenn sie konstruktiv ist und Veränderung erlaubt, sie sollte aber den Tatsachen entsprechen. Deswegen möchte ich einige Aussagen von Carsten Hölbing nicht unkommentiert lassen.
    Erstens: Mir widerstrebt es, dass die Vielfalt an Persönlichkeiten, die der StuRa zu bieten hat, bei diesem Interview in zwei Kategorien gepresst wird: Die „eher konservativen und die Linksorientiert-Feministischen“ (Z. 8 f.). Diese Aussage verkennt unsere Vielfalt an Meinungen, Einstellungen und Zielen und sie vermittelt dem Leser eine Spaltung in zwei Seiten, die nicht der Wirklichkeit entspricht. Wer unsere StuRa-Sitzungen besucht, wird aus der Diskussion mitnehmen, dass es (zum Glück) immer mehr als nur zwei Weltbilder gibt.
    Es wird ferner behauptet, dass das „Introreferat […] eine bezahlte Stelle [hat]. (Z.24). Das ist faktisch falsch, eine solche Stelle existiert nicht. Der StuRa hat lediglich Angestellte für die Kontakt- und Koordinierungsstelle Haus auf der Mauer, diese Angestellten werden durch 6 unterschiedliche Partner mitfinanziert, die sich für das Haus auf der Mauer und einen internationalen Treffpunkt in Jena einsetzen. Zwar ist der StuRa Arbeitgeber und entscheidet auch über die Besetzung der Stellen, getragen werden die Kosten aber gemeinschaftlich.
    Carsten Hölbing sagt, der StuRa habe zu viele Personalstellen, und insbesondere die Techniker seien zu gut bezahlt. (Z.21 ff.). Dazu sei gesagt, dass z. B. über ein Viertel der Personalkosten durch die Campusmedien, also Campusradio und Akrützel, verursacht wird. Auch die Prüfungsberatung für alle Probleme, die Prüfungsleistungen und Co. betreffen, die den Studierenden einen direkten Mehrwert gibt, fließt in die Personalkosten ein. Man sollte bedenken: Diese Stellen sind sehr wissens- und arbeitsintensiv und ehrenamtlich nicht zu stemmen, trotzdem will der StuRa, dass die Leistung für unsere Studierenden erhalten bleibt, deswegen stellt er hierfür Gelder bereit, weil wir der Überzeugung sind, dass es sinnvoll ist. Unsere Mitarbeiter leisten wertvolle Arbeit, die den Studierenden nutzt, sie arbeiten sehr eigenverantwortlich und selbstständig in unserer ziemlich komplexen Struktur namens StuRa. Wäre es wirklich fair, ihnen dafür nur Mindestlohn zu bezahlen? Hier ist leider nicht der Ort, um eine Debatte über faire Bezahlung zu führen, der StuRa handhabt es jedoch so, dass er mit gutem Beispiel vorangehen möchte und einen Weg sucht, das große Thema Gerechtigkeit umzusetzen. Dies sieht im Moment so aus, dass wir unseren Angestellten mindestens einen Stundenlohn von 10,98€ zahlen.
    Großes Interesse bei mir geweckt hat folgende Aussage zu Veranstaltungen des StuRa der Ernst-Abbe-Hochschule: „Wenn Studenten kommen, dann wird es finanziert; wenn nicht, dann nicht.“ (Z.37 f.) Leider habe ich in der Finanzordnung des StuRas der EAH Jena keine Regelung, die diesen Sachverhalt regelt, gefunden. Persönlich halte ich es aber für schwer umsetzbar, Veranstaltungen nur zu finanzieren, wenn Studierende kommen. Was passiert, wenn aus Versehen mal keiner kommt? Bleiben die Ehrenamtlichen, die für den EAH StuRa Veranstaltungen organisieren, dann auf ihren Ausgaben sitzen? Und können wir eine solche Regelung wollen? Vielleicht sollte ich diesen Satz auch weniger ernst nehmen, ich finde ihn aber in keiner Weise fachlich fundiert oder durchdacht, das ist schade. Denn ich denke, Carsten will hier kritisieren, dass einige der FSU-StuRa Veranstaltungen wenig besucht sind, und das wäre berechtigte Kritik. Schade, dass hier aber nicht die Chance ergriffen wurde, das Thema konstruktiv anzugehen und zu erklären, wie genau der EAH StuRa sicherstellt, dass Studierende zu seinen Veranstaltungen kommen.
    Schlussendlich fordert Carsten Transparenz. Er behauptet, der StuRa lege keine Rechenschaft gegenüber den Studenten ab. (Z. 52 f.). Das ist faktisch falsch. Der StuRa macht öffentliche Sitzungen (jeden Dienstag im zwei-Wochen-Takt, liebe Leser, Ihr seid herzlich eingeladen) und veröffentlicht das Sitzungsmaterial und die Protokolle. Jeder Studierende kann daran nachvollziehen und nachprüfen, wie die Gelder ausgegeben werden und wurden. Auch die Vorstandssitzungen sind öffentliche Sitzungen, jeder Studierende kann teilnehmen!
    Wir haben eine Fülle an Informationen, und ja, es ist komplex und schwierig und manchmal auch zäh, sich in dieser Fülle an Informationen, die unsere hochkomplexe studentische Selbstverwaltung verursacht, zurechtzufinden, aber: Es gibt diese Informationen, nehmt Euch die Zeit, informiert Euch, nur wer die Strukturen des StuRa kennt, kann sie verändern; fundierte, konstruktive Kritik geht nur, wenn man sich informiert! Und nur solche Kritik wird tatsächlich etwas bewirken!
    Wobei, abschließend noch eine Sache: Nur von Kritik kann keine demokratische studentische Selbstverwaltung leben, am Ende des Tages braucht es Menschen, die sich von den Hürden der demokratischen Meinungsfindung, von Zwietracht und Beleidigungen und einem trägen System nicht beeindrucken lassen und sich mit viel Zeit, Geduld und Idealismus engagieren. Veränderung kann langsam sein, aber es gibt sie.
    Vielleicht hätte das der Grundtenor der letzten Akrützelausgabe sein sollen?

    Scania Sofie Steger
    Mitglied des Studierendenrats

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