„Hausverbot in der Rose“

Rose-Alex über Musik und sein Micky-Maus-Schlagzeug

Die Antworten hörte Jana Felgenhauer



Foto: Daniel Hofmann

Du hast dich schon immer gefragt, wer genau dieser bärtige Typ mit dem Beatles-Haarschnitt ist, den du auf wirklich jeder Party triffst? Sein Name ist Alexander Roth alias „Rose-Alex“ und er ist einer der beliebtesten DJs in Jena. Außerdem ist er ein Club-Mate-Junkie mit sympathisch-derben Witzen, den man oft leidenschaftlich diskutieren hört, zum Beispiel über die besten Bands der ersten Jahreshälfte von 2011. Im Interview verriet er uns seine All Time Favourites und warum er selbst einmal aus der Rose geworfen wurde.
Erzähl uns doch mal von Deinem ersten Abend als DJ, wie fing alles an?
Mein erster kommerzieller Auftritt als DJ war vor dreieinhalb Jahren im Café Wagner bei einer FSR-Feier der Anglistik. Dort haben „Jovernanté“ gespielt, eine Band, für die ich damals als Tontechniker gearbeitet habe, die es heute aber leider nicht mehr gibt. Drei Monate später fing ich dann in der Rose an. Weil ich so oft da war, kannte ich alle DJs dort und einer von ihnen erzählte mir, dass er aufhören will. Ich habe mich dann per Mail beim DJ-Chef beworben und hatte am 15. März 2008 eine Probedisco. Ich habe mir zwei Wochen vorher im Kopf eine Playlist erstellt, welche Lieder gut zusammenpassen und was ich gern mal in der Rose hören würde.

Wie würdest du Deinen persönlichen Musikgeschmack beschreiben?
Ich habe mit 13,14 Jahren angefangen so richtig bewusst Musik zu hören, damals vor allem Limp Bizkit und Rage Against the Machine. Dann bin ich immer weiter zurückgegangen in der Musikgeschichte und habe mich mit den 60er- und 70er-Jahren, später viel mit den Achtzigern auseinandergesetzt und auch immer mehr Electro gehört. Indie kam dann ab 2001 mit den Strokes dazu und ab 2004 noch andere klassische Indie-Bands wie Bloc Party und Maximo Park.

Kannst du Dich auf fünf musikalische „Jugendlieben“ oder sogenannte All Time Favourites festlegen?
Fünf große Lieben zu nennen, das ist absolut schwer. Bloc Party gehört auf jeden Fall dazu, Rage Against the Machine, The Whitest Boy Alive, Kings of Leon und The Jimi Hendrix Experience. Wenn ich es auf fünf begrenzen müsste, dann auf jeden Fall die.

Mit welcher Musik versuchst Du, die Menge auf die Tanzfläche zu ziehen?
Hauptsächlich spiele ich Indie-Pop, Indie-Rock & Electroclash. Natürlich lege ich auch manchmal die Rockklassiker auf, die werden halt auch immer gefordert. Ich spiele Musik ja nicht nur für mich selbst, sondern für die Gäste, dafür sind wir ja die Rose und kein Avantgarde-Club in Berlin oder New York.

Wie entscheidet ihr als DJ-Team, was in der Rose gespielt wird?
Um einen gewissen Standard zu erhalten, machen wir das im Rosenkeller so, dass jeder alle zwei Monate einen Sampler mit neuen Lieblingssongs brennt, von denen er meint, dass sie in der Rose gespielt werden sollen. Wir versuchen ein neues Lied zu „kultivieren“, indem es jeder DJ gegen Schluss spielt und dann probiert, den neuen Song im Programm immer weiter nach vorne zu bringen.

Wie gehst du mit Liedern um, die ständig gewünscht werden und die Du selbst nicht mehr hören kannst?
Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass ich seit drei, vier Monaten Bloc Party nicht mehr gespielt habe. Das tut mir zwar leid für die Leute, die die Band genauso mögen wie ich, aber es ist eine Art Schutzmechanismus, dass ich Bands, die ich über alles liebe, weniger spiele. Ich versuche auch Lieder herauszugreifen, die sich nicht so schnell herunterspielen und die nicht schon 20 Jahre in der Rose laufen.

Welcher war der irrsinnigste Musikwunsch, der Dir je entgegengebracht wurde?
Es gibt immer Wünsche, die gerade überhaupt nicht ins Sortiment passen. Aber den krassesten gab es witzigerweise gleich bei meiner Probedisco. Da war ein Junggesellenabschied und die wollten unbedingt den „Holzmichl“ hören. Ich habe fünfundvierzig Minuten darüber diskutiert, dass ich das auf meiner Probedisco nicht haben will. Klar habe ich erst einmal gesagt, dass ich das Lied gar nicht dabei habe, aber dummerweise hatten sie die CD gleich mitgebracht. Ich habe die Entscheidung dann auch noch so lange hinausgezögert, dass am Ende ziemlich viele Leute da waren.

Welches Lied begeistert dich momentan selbst?
Zurzeit „Tokyo“ von den Wombats, das hat mich gerade ziemlich ergriffen. Es gehört zu den Songs, bei denen ich selbst auf die Tanzfläche gehe und mittanze.

Wie hat sich Dein Lebensstil verändert, seitdem du auflegst? Gehst du in Jena abends noch viel aus, wenn du nicht in der Rose arbeitest?
Ich war schon immer nachtaktiv und sowieso andauernd in der Rose, deshalb hat sich nicht so viel geändert. Es gibt Wochen, in denen ich jede Nacht unterwegs bin, weil ich selbst auflege oder privat im besetzten Haus, im Kassa oder im Café Wagner unterwegs bin. Ab und zu gehe ich noch mit Lost Minds auf Tour, für die ich die Tontechnik mache.

Gibt es eine witzige Geschichte aus Deiner Zeit in Jena?
Als ich im ersten Semester war, bin ich einmal aus der Rose rausgeworfen worden. Mein Mitbewohner und ich waren ziemlich betrunken und haben uns auf der Toilette kaputt gelacht. Ich habe beim Lachen meine Hand ausversehen gegen den Spiegel geschlagen, der ist heruntergefallen und zerbrochen. In dem Moment kam einer vom Einlass und fragte, wer das war. Er hat uns dann rausgeschmissen und Hausverbot erteilt. Ich habe den Typen vom Einlass danach komischerweise nie mehr gesehen.

Du hast unheimlich viele Spitznamen. Verrätst Du uns die Geschichte zu einem?
In der Schule, so in der 11ten, 12ten Klasse haben mich meine Freunde „Mischla“ genannt. Das war die Abkürzung für Micky-Maus-Schlagzeug. Als Kind hatte ich irgendwann einmal ein Fisher-Price-Schlagzeug, das ein Kumpel von mir beim Spielen kaputt gemacht hat.

Und zum Schluss: Das Leben ist ein Comic, welche Figur wärst Du?
Garfield.

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