Noch immer kein Ende

Petersen-Platz beschäftigt bald den Stadtrat

Von Johanne Bischoff




Recht unscheinbar erstreckt sich der Petersen-Platz gegenüber vom Arbeitsamt. Diskussionspotential steckt aber trotzdem in ihm.

Foto: Katharina Schmidt

Nach einer eineinhalb-jährigen Debatte um Peter Petersen (Akrützel berichtete) sollte endlich eine Entscheidung getroffen werden: Steht diesem Mann eine Ehrung zu? Soll in Jena ein Platz nach ihm benannt bleiben oder nicht?

Der Platz im Kernbergviertel hat eine Umbennenungsodyssee hinter sich: im Nationalsozialismus als Adolf-Hitler-Platz bezeichnet wurde er zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Platz getauft und nach der Wende eben zum Petersen-Platz. Laut Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD), der an der damaligen Entscheidung, den Platz nach Petersen zu benennen, beteiligt gewesen war, hatte der Ausschuss zu dieser Zeit keinerlei Informationen über Petersens zweifelhafte Vergangenheit. „Fakt ist: wenn man heute eine Straße zu benennen hätte, würde man sich nicht seines Namens bedienen. Aber es gibt einen Unterschied zwischen aktiv benennen und umbenennen“, so Schröter. Darum hat sich der Oberbürgermeister im Kulturausschuss nun dafür ausgesprochen, den Platz nicht umzubenennen. Er wünscht sich eine Tafel, die die Person Petersen einordnet – mit seiner Nähe zum NS-Regime, aber auch den Errungenschaften, die die Pädagogik ihm verdankt.

Angst vor Beschmutzen des Jena-Plans

Petersens Rolle im nazionalsozialistischen Regime ist umstritten, allerdings „gibt es antisemitische Äußerungen von Petersen, die ich nicht tolerieren kann“, räumt Schröter ein. Mit welcher Intention Petersen diese getroffen hat, vermöge er aber nicht zu sagen. Die Frage, die sich eigentlich stellt, ist, wie man mit Menschen umgehen soll, die „Großes geleistet haben, aber gleichzeitig die übelsten Opportunisten waren“, so der Oberbürgermeister weiter. Bei Schröters Positionierung schwingt die Angst mit, der Jena-Plan könne beim Abwenden von Petersen beschmutzt werden. Dass aber gerade die Vermischung von Petersen als Person mit dem von ihm erstellten pädagogischen Programm problematisch sei, konstatieren Gisela Horn und Wolfgang Rug. Sie haben im Dezember 2010 in einem offenen Brief dem Oberbürgermeister den Vorschlag unterbreitet den Platz als „Geschichtsgarten“ zu gestalten und ihn „Platz des Erinnerns“ zu nennen. Schröter hat indes ganz eigene Pläne. Weil die Abstimmung im Kulturausschuss mit fünf zu fünf Stimmen denkbar knapp ausfiel, möchte er die Entscheidung in den Stadtrat geben. „Nach jetzigem Stand gehe ich davon aus, dass es im Stadtrat eine Mehrheit für die Aberkennung geben wird“, vermutet Schröter. Einen Vorschlag für die Benennung des Platzes hat er auch schon, will diesen aber erst zu gegebener Zeit vorstellen.
Für Horn ist klar, dass „Petersen ein Rassist war. Da kann man soviel kontextualisieren, wie man will“, und fügt hinzu: „Auch wenn man es ganz sanft formuliert, hat Petersen keinerlei Berührungsängste mit dem System gehabt“.

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