Stadtmuseum zeigt Fotografien aus dem Zweiten Weltkrieg
Von Laura Wesseler und Anna-Sophie Heinze
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Foto: Reiner Moneth, Norden |
Eine junge Frau watet durch knietiefes Wasser, sie rafft ihr Kleid und bahnt sich ihren Weg auf dem nassen Untergrund. Eine idyllisch wirkende Szenerie, wäre da nicht der Bildtitel: „Die Minenprobe“. Das 1942 entstandene Schwarz-Weiß-Foto ist Teil der Ausstellung „Fremde im Visier – Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg“, die noch bis zum 30. Januar 2011 im Stadtmuseum Jena besucht werden kann.
Die zusammengetragenen Dokumente sind Ergebnis eines Forschungsprojekts der Universitäten Jena und Oldenburg. Meist stammen die ausgestellten Kriegsfotos aus Privatbesitz und wurden im Verlauf des Krieges von deutschen Soldaten an der Front aufgenommen. Nachdem sie lange Zeit in Wohnzimmerkommoden und alten Schubladen der Angehörigen überdauert haben, werden sie nun veröffentlicht und dokumentieren das Leben der Soldaten aus ihrer ganz eigenen Perspektive. Im Jahr 1939 besaß jeder zehnte Deutsche einen Fotoapparat, sodass auch viele Soldaten ihre persönlichen Eindrücke der Geschehnisse an der Front festhalten konnten und sollten. Beliebte Motive waren Gruppenfotos der Kameraden wie etwa beim gemeinsamen Baden oder Geburtstagfeiern. Es wird auf den Bildern so viel gelacht, dass der Betrachter leicht den Eindruck bekommen kann, die Szene wäre Teil eines Sommerferienlagers. Nichts deutet hier auf ein Soldatenleben im Zweiten Weltkrieg hin. Doch machen all diese Aufnahmen auch deutlich, dass die Fotos den Krieg nicht zeigten, wie er tatsächlich gewesen ist, sondern wie ihn anfangs die Soldaten sahen. Sie sollten die Familien in der Heimat beruhigen und schlossen dabei an die NS-Propaganda vom siegreichen Deutschland an. Dennoch zeigen einige Fotos der großen Sammlung die alltägliche Grausamkeit des Krieges und seine Zerstörung. Abgebildet sind zerbombte Dörfer und Flüchtlinge, die ihr Hab und Gut mit dem Pferdewagen transportieren. Ebenfalls häufige Motive sind deutsche Soldaten, die mit hämischer Miene neben polnischen Dorfbewohnern oder dunkelhäutigen französischen Soldaten stehen. Bildunterschriften wie „So sieht es im blöden Russland aus“ unterstützen den Eindruck vom Überlegenheitsgefühl der deutschen Besatzer.
Insgesamt präsentiert die Ausstellung auf zwei Etagen eine riesige Anzahl von Fotografien und technischem Equipment wie alten Kameras. Gefilmte Interviews mit Zeitzeugen, die ihre ganz persönlichen Fotoalben durchforsten und kommentieren, erleichtern dabei den Zugang zur Thematik und brechen die monotone Bilderflut auf. Eben jene Individualität vermisst der Betrachter aber an vielen Stellen der Ausstellung. Den langen Fotoreihen fehlt oft eine Einordnung, die helfen würde, den Bezug zum Gezeigten herzustellen. Zu leicht kann sich der Besucher dadurch zu einem falschen Kriegsbild verleiten lassen. Da das Material oft unkommentiert bleibt, ist es umso wichtiger, sich immer wieder bewusst zu machen, welch grausame Taten der deutschen Geschichte sich hinter der Fassade dieser Aufnahmen verbergen. Mag sein, dass in manchen Fällen die Erklärung durch den Fotografen in Form des Bildtitels genug ist. Doch bleibt der Eindruck einer Ausstellung, der es nicht geschadet hätte, neben den Bildern auch ein wenig mehr Worte sprechen zu lassen.