Die „Los Professores“ sind nach einer Schaffenspause zurück
Von Sabrina Jaehn
Wir schreiben den Abend des 30. Oktober 2008. Vor dem Kassablanca hat sich eine riesige Schlange wartender Menschen gebildet, die vom Eingang bis hinter die lange Stahltreppe reicht. Wilde Spekulationen über die angekündigte Professorenband und wachsende Ungeduld liegen in der Luft. Die Massen drängen zum Eingang hinein. Irgendwann kann es die Band aber auch nicht mehr erwarten und sie rocken mit allseits bekannten Hits wie „Wild Thing“ oder „La Bamba“ das Haus. Spätestens als Elvis die Bühne betritt und „Heartbreak Hotel“ singt, ist die Stimmung am Überkochen. Bei „Falling in love with you“ schmelzen die Fans dahin. Schließlich können sie sich nicht mehr halten und werfen ihre Unterwäsche auf die Bühne, bevor Los Professores sich mit der Liedstrophe „Wir bleiben noch munter, denn Liebe muss sein“ unter tosendem Applaus verabschieden. Doch nach einer kurzen Pause geben sie für die Fans, die es bisher nicht ins Kassa geschafft hatten, noch einmal alles.
Dies war die Geburtsstunde einer etwas anderen Musikcombo – den Los Professores. Die Idee dazu hatte der Gitarrist der Band Christoph Köhler im Frühsommer 2008. Nachdem Studenten ihm gesagt hatten, dass Politologenpartys toller als die der Soziologie seien, hatte ihn der Ehrgeiz gepackt und er machte sich auf die Suche nach musikalischen Talenten bei seinen Sozikollegen. So stieß er auf Bruno Hildenbrand, dessen Schlagzeugkünste zwar schon etwas eingestaubt, aber wohl immer noch vorhanden waren. Auch in Hartmut Rosa steckt ein kleiner Musiker. Er spielt Klavier, brachte dieses Talent früher in Metal-Bands ein und spielt heute Orgel in einer Kirche in seiner Heimat, dem Schwarzwald. Nachdem Stephan Lessenich sich als Sänger bereit erklärt hatte, fehlte nur noch ein Bassist. Diesen Platz nahm Michael Beetz ein, der seine langjährigen Banderfahrungen mit einbrachte. Die ersten Proben fanden bei Hartmut Rosa zu Hause im Wohnzimmer statt, wo sich Bruno Hildenbrand lediglich auf Putzeimern ausleben konnte. Erst zum Soundcheck vor ihrem Auftritt im Kassa stand der Band die vollständige Technik und Bruno Hildenbrand ein richtiges Schlagzeug zur Verfügung. Da sie bei ihrem ersten Gig so erfolgreich waren, konnten sie weiter technisch aufrüsten und verfügen nun über einen Probenraum, der ihnen von der Uni zur Verfügung gestellt wird. Bei der Songauswahl gehen die Los Professores, so Michael Beetz, „auch nach der Erwartungshaltung des Publikums.“ Daher gibt es zu Beginn ihrer Probephasen vor Stephan Lessenichs Büro einen Briefkasten für Liederwünsche. Die Studenten können somit ihre Lieblingshits vorschlagen. Bisher setzen unsere schrägen Professoren noch auf „eingängige Hits mit Wiederkennungseffekt“, aber sie sind auch schon „deutlich professioneller geworden“, gibt Stephan Lessenich schmunzelnd zu verstehen, und können sich mit noch mehr Übung auch vorstellen eigene Songs zu schreiben.
Die wohl wichtigste Neuigkeit für alle Fans ist, dass sich die Los Professores am 29. Oktober, also fast genau ein Jahr nach ihrem ersten Auftritt, im Kassablanca erneut die Ehre geben. Sie freuen sich schon sehr darauf und sehen es „als Herausforderung an, die gestiegenen Erwartungen ihrer Fans zu erfüllen“. Nachdem beim letzten Mal Elvis als Stargast aufgetreten ist, dürfen wir schon gespannt sein, wer es diesmal sein wird. Auf jeden Fall aber hat „Los Professores Nachwuchs bekommen“, verrät Stephan Lessenich. Es handle sich dabei um einen „jungen, attraktiven, spielgewaltigen, begabten, emotionsgeladenen, kleinen Professor an der Leadguitarre.“ Wer wissen will, um wen es sich dabei handelt, und sehen möchte, wie die „Los Professores“ erneut das Kassa rocken, darf ihren Auftritt auf keinen Fall verpassen.
Aufruf von Los Professores: Hat jemand den zweiten Auftritt am besagten Abend gefilmt? Wenn ja, bitte melden!