Mehr als „Nachmittagsmusik“: BOY begeistern bei der Kulturarena.
Von Bernadette Mittermeier
„Nachmittagsmusik“ – so nennen die beiden Musikerinnen von BOY ihre Songs selbst. Das trifft die Leichtigkeit ihrer Musik gut; zu den meisten Liedern könnte man sich entspannt mit einer Tasse Früchtetee auf dem Sofa einkuscheln und dem Regen am Fenster zusehen. Aber so ganz wird diese Beschreibung der Musik von BOY dann doch nicht gerecht. Dafür steckt zu viel Kraft und Lebensfreude dahinter, die das Publikum in der ausverkauften Kulturarena zur glücklich im Takt mitwippenden Masse bezauberte.
BOY, das sind Sängerin Valeska Steiner und Musikerin Sonja Glass. Das Duo, das den Charts den Ohrwurm-Hit „Little Numbers“ beschwert hat und seitdem noch nicht ganz glauben kann, dass es nun weltweit erfolgreich ist. In den Feuilletons wird ihr Stil gerne als mädchenhaft bezeichnet, Rezensenten-Sprech für „teils vor Lebensfreude sprühende, teils sanft-melancholische Popmusik, die von Frauen gemacht wird.“
Mädchen sind die beiden jedenfalls nicht mehr, Valeska ist 1985 geboren (in Zürich, wie man am charmanten Schweizer Dialekt hören kann), Sonja 1976. Auf der Bühne wirken sie aber wie Studentinnen in ihren 20ern, denen die Welt offen steht und deren Namen man niemals gleichzeitig mit Wörtern wie „Steuererklärung“ in einem Satz denken könnte. Ihre Fans sind auch zu großen Teilen Hamburg City Girls, die Haare in einem lockeren Dutt auf dem Kopf und winzige Lederrucksäcke über einer Schulter baumelnd.
In den Songs von BOY ist das Leben unkompliziert, ihre Lyrics drehen sich um einsame Nächte in Hotels, gebrochene Herzen, die Suche nach dem kleinen Glück und immer wieder um Freundschaft. Vermutlich ist es dieser Girl-Next-Door-Charme, der neben den eingängigen Melodien und schönen Gesangsstimmen den großen Erfolg des Duos ausmacht.
Beim ersten Hören mag das so brav wirken wie die Fragen, die das Jenaer Publikum an die Band hatte („Was ist schöner, die Schweiz oder Deutschland?“ – Beides gleich schön. „Tourbus oder Hotel?“ – Lieber Tourbus, es sei denn das Hotel ist besonders toll).
Aber langweilig ist es keineswegs. BOY machen Musik, die so viel Lebensfreude und Schwung ausstrahlt, dass auch die Männer im Publikum nach dem Konzert beschwingt nach Hause gingen und sich als starke, unabhängige Frauen fühlten.
Die Musik zum Nachhören gibt es hier.
Foto: Holger John