Das Chaos kommt an Tag 43

Zu kurze Prüfungsanmeldefristen

Ein Kommentar von Tarek Barkouni

Manchmal muss man einfach Mitleid mit den Studenten der prä-digitalen Zeit haben. Für jedes Formular, jede Kleinigkeit mussten sie zum Aspa. Und dort natürlich warten. Wir hingegen genießen die Vorteile einer digitalen Verwaltung: Prüfungsanmeldungen, Studienbescheinigungen, Noteneinsicht. Alles bequem vom Sofa aus. Also zumindest in der Theorie. Besonders die frühe Prüfungsanmeldung löst bei vielen Studenten jedes Jahr aufs Neue eine Depression aus.
Spätestens sechs Wochen nach Semesterbeginn müssen alle Prüfungen angemeldet sein, ansonsten heißt es: Mindestens ein halbes Jahr warten, häufig sogar ein ganzes, weil Seminare teilweise nur alle zwei Semester angeboten werden. Nachträgliche Anmeldung? Geh sofort zum Aspa und nicht über den Professor. Nachträgliche Abmeldung? Computer sagt Nein.

Hausgemachte Probleme

Damit schafft die FSU ein Problem, welches keines sein müsste. An anderen Unis kann man sich bis einen Tag vor den Prüfungen ab- oder anmelden. Selbst Dozenten finden die strengen Vorgaben anstrengend, die hauptsächlich Stress bedeuten, wenn Mitte des Semesters mal wieder etliche Studenten vergessen haben, sich für die Prüfungen anzumelden oder lieber keine schreiben wollen. Anträge laufen immer über den Allgemeinen Prüfungsausschuss, der jeweils individuell entscheidet. Das funktioniert bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger gut. Ähnlich beim Rücktritt von Prüfungen: Schnell noch eine Trennung oder ein verstorbenes Haustier herbeifantasiert, um die Klausur nicht mitschreiben zu müssen.
Wenigstens in der Philosophischen Fakultät haben einige das Problem erkannt und in einer Fakultätsratssitzung nun versucht, eine möglichst gute Lösung für alle zu finden. Es könnte also nach langer Zeit zu einer Lösung in dem Konflikt kommen.

Argumente für eine Verlängerung der Fristen gibt es genug: Es wäre ein Entgegenkommen gegenüber den Studenten, die wegen der Bologna-Reform ohnehin schon sehr viele starre Regeln befolgen sollen. Zwar sagen einige naturwissenschaftliche Fächer, sie bräuchten lange Vorlaufzeiten, um beispielsweise Geräte zur Verfügung zu stellen, aber erstens funktioniert das ja scheinbar bei Zweitversuchen auch ohne diese Zeit und zweitens verschimmeln Mikroskope eher selten.

Der Dachs aus der Hölle

Auch die Behauptung, eine Veränderung der Fristen sei bei Friedolin nicht möglich, ist mehr vorgeschobenes Argument als echte Auseinandersetzung mit dem Problem. Ein Verwaltungssystem, in dem die Universität keine Gestaltungsmöglichkeiten hat, wäre ein Armutszeugnis und ein Zeichen für noch schwerwiegendere Probleme mit Friedolin.

Überhaupt könnte sich das Aspa durch eine Lockerung der Fristenregelung eine Menge vollkommen überflüssiger Anträge sparen und hätte mehr Zeit für die kleinen und großen Probleme der Studenten. Aber das wichtigste Argument wären wohl die rapide abnehmenden Durchfallquoten, Krankschreibungen und Drittversuche.

Endlich könnten Studenten selbst entscheiden, ob sie sich gut genug für eine Klausur vorbereitet fühlen und ob sie das Modul überhaupt abschließen möchten. Ohne Zwang und ohne das von der Uni in Kauf genommene Chaos.

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