Gegen die Wegwerfkultur

Im Gespräch mit einem plastikfreien Blogger

Robert Zabloschi wohnt in Erfurt und schreibt seit Mitte Januar einen plastikfreien Blog. In diesem beschreibt er, wie er sich auf seinen Selbstversuch, einen Monat lang komplett auf Plastik zu verzichten, vorbereitet. Mit uns sprach er über die Hintergründe seines Selbstversuchs, welche Ideen er dabei wie umsetzen möchte und welche Alternativen es zum Plastikverbrauch gibt.

 

Plastic free – heißt das auch einen Monat lang nicht die Zähne zu putzen?
So würde ich das nicht sagen. Es gibt doch auch Zahnbürsten aus Bambus, die komplett kompostierbar sind. Im Internet gibt es sogar Anleitungen, wie man Zahnpasta selber machen kann. Schwieriger ist es hingegen bei Duschgels: Das Einzige ohne Plastikverpackung ist da Kernseife.


Auf welche plastikhaltigen Dinge möchtest du in deinem Selbstversuch noch verzichten?
Vor allem auf Lebensmittelverpackungen, denn da fällt am meisten Plastik an. Außerdem auf bestimmte Hygieneartikel wie eben Zahnbürsten aus Plastik. Langfristig geht es auch darum, die eigene Kleiderwahl zu überdenken und zum Beispiel keine synthetischen Schuhe mehr zu kaufen. Oder Dekoartikel aus Plastik!

Wie bist du auf die Idee gekommen, einen plastikfreien Blog zu schreiben?
Die Grundidee ist mir durch den Film Plastic Planet gekommen. In diesem deckt der Regisseur Werner Boote auf, wo uns überall Plastik begegnet. Er zeigt viele Gefahren auf und spricht zum Beispiel über die Nachweisbarkeit von Plastik im Blut. Die konkrete Idee, einen Blog zu schreiben, kam mir dann durch mein FSJ bei der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen, in dem ich ein eigenes Projekt machen wollte.

Viel diskutiert wird auch die gesundheitsschädigende Wirkung von sogenannten Weichmachern wie Polyvinylchlorid (PVC). Sie stecken unter anderem in Schuhsohlen, Duschvorhängen, Regenkleidung und Sexspielzeug…
Genau das wird auch in Plastic Planet angesprochen. Der gesundheitliche Aspekt war für meinen Selbstversuch auf jeden Fall von Anfang an mit relevant.

Die EU hat vor wenigen Wochen den empfohlenen Grenzwert von Bisphenol A (BPA) verschärft. Seit Jahren ist der hormonähnliche Stoff bereits in Babyflaschen verboten. Laut einer neuen Studie wirkt sich die Chemikalie in hohen Konzentrationen „sehr wahrscheinlich“ schädlich auf Leber und Nieren aus.
Weichmacher stehen seit Langem im Verdacht, Frühreife auszulösen sowie das Krebsrisiko zu erhöhen. Außerdem wird auch die Fruchtbarkeit durch den regelmäßigen Kontakt mit Bisphenol A eingeschränkt.

Wie ist es überhaupt möglich, komplett auf Plastik zu verzichten?
Natürlich kann man bisher nicht komplett auf Plastik verzichten. Ich werde meinen Selbstversuch auch nicht so sehr ausweiten, dass ich meinen gesamten Haushalt umstelle. Das wäre finanziell auch gar nicht möglich. Trotzdem hat es mich zum Beispiel stutzig gemacht, dass man Toilettenpapier nur in Plastikverpackungen kaufen kann. Insofern werde ich einige Plastikverpackungen nicht vermeiden. Diese werde ich jedoch sammeln und am Ende meines Selbstversuches zeigen: „Schaut, das ist der Müllberg, den ich fabriziert habe, obwohl ich bewusst auf Plastik verzichten wollte!“

Welche Alternativen zu Plastik gibt es?
Meine primäre Alternative ist natürlich die Vermeidung. Weitere Möglichkeiten sind auch Papier und Pappe. Oder Jutebeutel. Keine Alternative sind Bioplastikbeutel. Es wurde bereits nachgewiesen, dass Bioplastik mindestens einen Monat zum Kompostieren braucht – jedoch wird es bisher nur fünf bis sieben Tage in den Müllanlagen gelagert.

Also ist das Problem an Bioplastik eigentlich nur seine kurze Lagerungszeit?
Für mich stellt sich eher eine ideologische Frage. Da Bioplastik wie normales Plastik Einwegcharakter besitzt, fördert es ebenso die Wegwerfkultur in unserer Gesellschaft.

Ist plastikkritisches Konsumverhalten eine Nische oder siehst du in Thüringen einen größeren Trend, auf Plastik zu verzichten?
Auf lange Sicht wird sicherlich ein Umdenken stattfinden. Mir ist auch aufgefallen, dass man Plastiktüten in immer mehr Läden bezahlen muss. Dennoch würde ich nicht sagen, dass Thüringen bisher eine Vorreiterrolle im Bereich Plastikverzicht spielt.

Auf was wird es dir während deines plastikfreien Monats am schwersten fallen, zu verzichten?
Tiefkühlpizza. Die gibt es nicht einmal im Original-Unverpackt-Laden ohne Plastik. Und zum Selberbacken fehlt mir dann leider doch die Zeit.

 Das Gespräch führte Anna-Sophie Heinze

Foto: Marie Piper
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