Manu Delago Handmade bei ArenAkustik im Jenaer Volksbad

von Sebastian Beer

So einzigartig und exklusiv wie sein Instrument – das „Hang“ (Berndeutsch für „Hand“) – so einzigartig wirkt auch die Musik von Manu Delago und seiner Band Handmade und das trotz der Vielseitigkeit, die sich bei dieser Gruppe zeigt. Von sphärischen, orientalisch anmutenden Klängen beim Hangsolo über groovende Rhythmen beim Schlagzeugduett sowie eine exakt auf die Töne der einzelnen Musiker live vom Drummer synchronisierte Lichtshow bis hin zum brachialen Sound in voller Besetzung, der akustische Elemente wie Kontrabass und Violine mit durch Loopstation vervielfältigtem Gesang und synthetisch wie elektronisch erzeugten Elementen kombiniert und in Austausch bringt, ist so ziemlich alles dabei. Manu Delago wurde durch sein auf Youtube veröffentlichtes Hangsolo Mono Desire bekannt und arbeitete bereits mit Größen wie Björk oder dem London Symphony Orchestra zusammen.

Besonderes Klanginstrument

Doch was ist eigentlich dieses Hang, das der in London lebende Österreicher da spielt? Nicht erst nach dem Konzert, als viele Menschen sich vor der leeren Bühne tummeln, um zu bestaunen und zu streicheln, was Delago in seinen Händen hielt, zeigt sich die Besonderheit des Instruments.

Manu Delago Handmade im Volksbad.  Foto: Sebastian Beer

Manu Delago Handmade im Volksbad.
Foto: Sebastian Beer

Diese aufeinander geklebten halbkugelförmigen Metallkessel der Schweizer Firma PANArt, die diese nur in den Jahren 2000 bis 2013 entwickelte und herstellte, haben ein erstaunliches Klangspektrum. Auf der Oberseite ordnen sich sieben bis acht Mulden, die jeweils einen anderen Ton erzeugen, um den sogenannten „Ding“ in der Mitte an. Gespielt werden kann die „Klangskulptur“, wie die Erfinder sie von einem herkömmlichen Schlag- oder Perkussionsinstrument unterschieden wissen wollen, aber auch zwischen den Mulden, am Rand oder sogar auf der Unterseite, die in der Mitte eine Öffnung hat, wodurch auch tiefe Basstöne erzeugt werden können. Delago, der auf der Bühne zeitweise drei Hanghang (ja, das ist der Plural dieses Instruments) gleichzeitig spielt – egal ob waagerecht auf dem Schoß, neben ihm liegend oder senkrecht zwischen die Beine geklemmt – zeigt einen Facettenreichtum, der durch die Band perfekt ergänzt wird.

Von Elektro-Avantgarde bis orientalischer Rock-Pop

Manu Delago Handmade im Volksbad.  Foto: Sebastian Beer

Manu Delago Handmade im Volksbad.
Foto: Sebastian Beer

Die Pianistin und Sängerin Isa Kurz spielt außerdem noch Violine, der Bass, gespielt von Philipp Moll, wird zwischenzeitlich als Perkussionsinstrument erweitert, Manu Delago und Drummer Chris Norz wechseln sich mehrfach am Schlagzeug ab, Synthesizer oder E-Drumpads werden so ziemlich von jedem der vier Musiker bedient. Die Lieder changieren von meditativen durch Mönchschoräle inspirierten mehrteiligen Stücken wie Medina über Elektro-Avantgarde mit Blitzlichtstroboskop beim Ice Cream Van bis hin zu experimentellem orientalisch angehauchtem Pop-Rock in der Zugabe A long way. So ist für jeden etwas dabei, was sich auch im durch jede Altersklasse vertretenen Publikum bestätigt. Auf Tour sind Handmade momentan mit ihrem Album Bigger than home, auf dem die genannten Stücke ebenfalls zu finden sind. Wer sich von diesem Klangspektakel jedoch lieber live überzeugen möchte, der hat zumindest noch am 30. August in Hannover und am 19. September in Hamburg die Gelegenheit dazu. Weitere Tourdaten, Projekte und CDs finden sich auf www.manudelago.com.

Allgemein

Schreibe einen Kommentar

*