Im Gespräch mit den Veranstaltern des Jenaer Kurzfilmfestivals
Das Gespräch führte Franziska Puhlmann
![]() |
Foto: Franziska Puhlmann |
Ellen Thießen und Antonia Deckert sind Studentinnen der Medienwissenschaft an der FSU. Auf das Kurzfilmfestival und den dahinterstehenden Verein cellu l‘art-Festival Jena e.V. sind sie als Gäste und über Freunde aufmerksam geworden. Inzwischen engagieren sich dort ehrenamtlich, Ellen als Vorstandsvorsitzende und Antonia im Bereich Presse. Akrützel sprach mit ihnen über den Verein und das bevorstehende 12. Kurzfilmfestival Jena vom 12.-17. April 2011.Wie ist das Jenaer Kurzfilmfestival entstanden?
Entstanden ist das cellu l‘art 1999, also schon vor 12 Jahren, um Abschlussarbeiten der Medienwissenschaft zu zeigen und sie so vor dem Verstauben in den Archiven zu bewahren. Seitdem konnten wir uns kontinuierlich vergrößern. Aus einer Abendveranstaltung wurde ein Wochenende und in diesem Jahr sind es schon sechs Tage.
Wir sind derzeit 30 Mitglieder die sich ehrenamtlich engagieren, zum größten Teil Studierende. Wir wollen jungen Filmemachern aus dem In- und Ausland eine Plattform bieten, um ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen und so einen Beitrag zur Medienlandschaft Thüringens leisten.
Mit unserem Wachstum haben auch die Filme ein immer höheres Niveau erreicht. Wir können mittlerweile auf Kontakte zu renommierten Filmhochschulen wie der Hamburg Media School zurückgreifen und sind viel internationaler geworden. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel Einsendungen aus Korea und Amerika erhalten, auch wenn der Großteil natürlich nach wie vor aus Deutschland kommt.
Worum geht es in den Filmen?
Inhaltlich sind die Filme weit gefächert. Die Bandbreite der gezeigten Genres reicht von Drama über Animation, Romanze, Familienfilm und Dokumentation bis Experimentalfilm. Wir wollen damit zeigen, dass in einen Kurzfilm mit einer Länge von 30 Sekunden bis 25 Minuten wirklich alles reingepackt werden kann. Die Filme treten in einem internationalen Filmwettbewerb gegeneinander an. Außerdem werden Kurzfilme zum diesjährigen Länderschwerpunkt Schweden und regionale Produktionen, erstmals auch für Kinder, gezeigt.
In diesem Jahr gibt es mehrere Premieren: zwei regionale Programmpunkte, das „Kinderkurzfilmland Thüringen“ und „Thüringen im Fokus“. Gibt es so viele Filmemacher aus Thüringen?
Ja, wir hatten keine Probleme diese Blöcke zu füllen, es gab eher zu viele Einsendungen, gefolgt von einer schwierigen Auswahlphase. Die Vertreter dieser Kategorie sind teils noch sehr junge, hochtalentierte und teils bereits fest etablierte Filmemacher wie Lena Liberta, die ursprünglich aus Weimar stammt und bereits mehrfach prämiert wurde und Nico Rehberg, der mittlerweile bei großen Filmproduktionen wie „Die Konferenz der Tiere“ mitwirkt.
Wer wählt die auf dem Filmfestival gezeigten Filme aus?
Die Auswahl der Filme erfolgt durch uns, also den Verein, in einem Screening. Wir schließen uns dann von Freitagnachmittag bis Sonntagnacht ein und schauen Kurzfilme und suchen aus etwa 500 Einsendungen die 62 besten Filme aus, die dann auf dem Festival gezeigt werden.
Einige der für das Kurzfilmfestival ausgewählten Filme nehmen an eurem Filmwettbewerb teil. Wie läuft der ab?
Die besten Kurzfilme werden während des Festivals gekürt. Auszeichnungen finden in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“, „Beste Kamera“ „Bestes Drehbuch“ und „Beste(r) Schauspieler(in)“ statt. Dieses Jahr stehen hierfür 3.500 Euro an Preisgeldern zur Verfügung. Eine Extrakategorie mit „Lobenden Erwähnungen“ gibt es für den besten Dokumentarfilm, die beste Animation und den besten Experimentalfilm, weil hier ein Vergleich durch die Vielfältigkeit der Genres zu einschränkend wäre. Prämiert werden die Preisträger von einer Fachjury, dieses Jahr bestehend aus einem Schauspieler, einem Regisseur, einem Filmwissenschaftler, einem Professor und einem Kameramann.
Der Veranstaltungsort für das Festival ist der Intershop Tower. Ist das ein Fluch oder ein Segen?
Genau, das Filmfestival wird in diesem Jahr erstmals in der 27. Etage des Intershop Towers stattfinden. Was fantastisch ist, weil der Turm das zentralste und höchste Gebäude der Stadt ist. Außerdem ist es lustig, einen Glasturm abzudunkeln und als Kino zu nutzen.
Allerdings haben wir im Gegensatz zum Capitol, wo das Filmfestival letztes Jahr stattgefunden hat, nur 180 statt 350 Plätze zur Verfügung. Außerdem hoffen wir darauf, öfter ausverkaufte Veranstaltungen zu haben. Und als Joker haben wir ja dieses Jahr einen Tag länger.
Warum findet das Festival nicht wieder im Capitol statt?
Natürlich hätten wir gern die tolle Location des Capitols behalten. Es ist rustikal und letztes Jahr ging nicht einmal die Heizung und alle haben mit Jacke Filme geschaut. Wir konnten es aber nicht wieder als Veranstaltungsort bekommen, weil es nach einem Eigentümerwechsel geschlossen wurde und nun komplett renoviert werden soll. Geplant sind Büro- und Wohnflächen. Wir haben sogar mit mehren anderen Vereinen zusammen versucht das Capitol zu retten und Konzepte entwickelt, wie es erhalten werden könnte, haben aber leider keine Förderung erhalten.
Auf was dürfen sich die Kurzfilmfans in diesem Jahr besonders freuen?
Freuen darf man sich auf viele gute Filme und ein tolles Rahmenprogramm. Zwischen den Filmblöcken werden einige der Filmemacher erzählen, wie ihre Filme entstanden sind. Daneben gibt es eine Fotoausstellung mit Bildern aus Schweden, die von zwei Fotografen aus Thüringen gemacht wurden und einen Fotowettbewerb mit 120 Einsendungen zum Thema: „Im Fokus“. Verschiedene Livebands sorgen kostenfrei für musikalische Highlights und den perfekten Blick über Jena bekommt man für 1,50 Euro auf der Plattform des Towers.
Wenn ihr einen Wunsch für die Zukunft hättet, dann wäre der?
Das Festival auf eine ganze Woche auszudehnen und das breite Programm zu halten.