Angstraum Gera

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Allgemein
  • Beitrags-Kommentare:2 Kommentare

Neonazis planen das nächste „Rock für Deutschland“ im Juli

Von Philipp Böhm



Der Auftritt der „Lunikoff-Verschwörung“ beim letzten „Rock für Deutschland“

Foto: Infothek Dessau

Über die Politik von Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter kann man sich streiten. Tatsache ist, dass er gegen Neonazis in Thüringen stets deutlich Position bezog. Das missfiel wohl einigen von ihnen: „Wanted: dead or alive“, wurde vor einigen Tagen an Schröters Hauswand gesprüht, darunter prangte sein Gesicht. Dieser Einschüchterungsversuch ist nur ein Teil einer ganzen Reihe von Nazi-Schmierereien, die sich vermehrt auch an Jenaer Schulen finden. Ein Zeichen dafür, dass die rechtsradikale Szene in der Saalestadt trotz Räumung des braunen Hauses noch immer aktiv ist.


Währenddessen fühlen sich auch die Geraer Nazis ziemlich sicher: Schon letztes Jahr schrieb das „Rock für Deutschland“ mit über 4.000 Teilnehmern als Europas größtes Nazifest nach 1945 traurige Geschichte. Nun will die NPD zusammen mit freien Kräften durch die Veranstaltung am 10. Juli auch 2010 aus der Stadt wieder eine national befreite Zone machen. „Das Festival wendet sich bewusst an unpolitische bis rechtsoffene Jugendliche“, sagt Norman Beberhold vom Jenaer Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus. „Man kann dort hingehen, ohne sich direkt zu positionieren. Politische Inhalte werden hier auch vergleichsweise harmlos verpackt.“ Dennoch ist das Festival eine eindeutig rechtsradikale Veranstaltung: 2009 traten neben der Kultband „Die Lunikoff-Verschwörung“ um den Ex-„Landser“-Sänger Michael Regener auch diverse NPD-Parteigrößen wie beispielsweise Udo Voigt auf.
Der Widerstand beschränkte sich im letzten Jahr auf das altbekannte „Bratwurstessen gegen rechts“ und einen kleinen Demozug, der kilometerweit von der Nazi-Veranstaltung seinen Protest bekundete.
Das soll sich in diesem Jahr ändern. Ein breites Bündnis hat sich zusammengeschlossen, mit dem Ziel, das „Rock für Deutschland“ mindestens zu behindern, bestenfalls zu verhindern. Mit dabei sind unter anderem das Aktionsbündnis gegen rechts Gera, das Jenaer Aktionsnetzwerk sowie lokale Antifa-Gruppen. Aus den Fehlern der Vergangenheit haben die Beteiligten offenbar gelernt: Statt einer Demonstration sind verschiedene dezentrale Aktionen wie beispielsweise Sitzblockaden geplant. „Das Bewusstsein für die Bedeutung dieses Festivals wird in der Stadt immer stärker“, sagt Peter Jähnert vom Geraer Aktionsbündnis. Deshalb beteiligten sich auch alle Spektren der Gesellschaft an den Protesten: „Jeder auf seine Art“, fasst Jähnert zusammen. Er hofft, dass sich auch viele Jenaer am 10. Juli auf den Weg nach Gera machen werden: „Die Neonazis sind ein allgemeines Problem, das sich immer wieder in neue Städte verlagert. Jeder, der aktiv gegen rechts agieren möchte, sollte auf jeden Fall mit uns zusammen blockieren.“

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

*