Rechtsberatung für Studenten
Von Bastian Gebel

It‘s Hammertime: Die studentische Rechtsberatung hat gut zu tun.
Foto: Flickr.com/S_fALKOW
„Wo wollen Sie denn hin bei dem schönen Wetter?“, fragt eine sanfte Stimme vier im Halbschatten kauernde Studenten. Es ist schwül im Treppenhaus der Wagnergasse 26 und Norbert Plandor bittet wie jeden Donnerstag in der Vorlesungszeit zur Rechtsberatung in die Räumlichkeiten des Studentenwerks.
Diese können Studenten bei juristischen Problemen in Anspruch nehmen. Ganz gleich, ob Stress mit dem Vermieter, dem Bafög-Amt oder dem randalierenden Ex die heile Welt ins Wanken gebracht haben. Nur Geduld sollten die Betroffenen mitbringen. Wer „pünktlich“ um 17 Uhr zum Sprechstundenbeginn vorbeikommt, würde in keinem Achter mehr Platz finden. Wenn man es dann bis in das Zimmer des Rechtsanwalts geschafft hat, versucht dieser konkrete Lösungen aufzuzeigen. Eine Konsultation bei ihm ist jedoch nicht immer rein juristischer Natur. „Für viele bin ich auch einfach der Kummerkasten.“ Sollte er einmal nicht direkt helfen können, weist er im Hinblick auf eine gerichtliche Vertretung insbesondere auf die Möglichkeiten von Beratungs- und Prozesskostenhilfe hin. „Das machen leider nicht alle meine Kollegen“, sagt Plandor mit vorwurfsvoller Stimme. Seit 18 Jahren ist er nun unentgeltlich für das Studentenwerk tätig. Ganz uneigennützig ist er dabei jedoch nicht. „Als ich damals als junger Anwalt anfing, dachte ich mir: Nur nicht verknöchert und blöd werden“, erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln und weist auf den frischen Wind hin, den der wöchentliche Kontakt mit der Jugend mit sich bringt.
Doch auch an der Uni weht eine steife Brise durch die verstaubte Juristerei.Seit 2011 bietet die Vereinigung „Para legal“ studentische Rechtsberatung für jedermann an. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Jurastudenten der FSU ab dem dritten Fachsemester. Hier werden per E-Mail oder über ein Webformular eingereichte Fälle zunächst anonymisiert und an alle Mitglieder weitergeleitet. Pro Fall finden sich dann je nach Schwierigkeit zwei bis drei Bearbeiter, die sich innerhalb von vier Wochen im Austausch mit dem Mandanten damit beschäftigen. Anschließend erstellen die Studenten ein klassisches Gutachten mit Sachverhalt, rechtlicher Würdigung und Zweckmäßigkeitserwägung. Die Ausarbeitung wird jeweils mit verschiedenen Rechtsanwälten aus der Region besprochen und letztlich dem Mandanten präsentiert. Die Rechtsberatung von Para legal hat die amerikanischen legal clinics zum Vorbild. Dabei laufen diese dort im Universitätsbetrieb mit Unterstützung von Professoren ab. Von einer direkten Begleitung durch Lehrstuhlinhaber ist man in Jena aber ebenso weit entfernt wie von einem eigenen Raum für das Projekt. Rick Wendler und Alex Melzer, Teammitglieder von Para legal, schreckt das nicht ab. „Uns geht es hauptsächlich darum, mal etwas anderes zu machen und einen sozialen Aspekt in unserem Studium zu erfahren.“ Wer hinter solchen Ausführungen der beiden einen Anflug von Naivität vermutet, verkennt, dass die etwa 30 Mitglieder von Para legal durch ihr Engagement einen Makel ihrer theoretischen Universitätsausbildung beseitigen. Damit verschaffen sie sich einen unschätzbaren Vorteil auf dem umkämpften Arbeitsmarkt. Dass die Studenten bei ihrer Beratung hier und da an Grenzen stoßen, leuchtet ein. „Manche haben einfach utopische Vorstellungen“, sagt Alex, ohne genau ins Detail gehen zu wollen. Verschwiegenheit ist eben eine anwaltschaftliche Grundtugend, die man gar nicht früh genug ausbilden kann. Diese ist von Plandor erst recht zu erwarten. Leider dringt so manches Wort in den Warteraum seines Sprechzimmers, was gehörig daran zweifeln lässt, dass die Örtlichkeiten in der Wagnergasse geeignet sind. Das Angebot des Studentenwerks bietet jedoch einen Vorteil, den das studentische Pendant nicht leisten kann: beruhigende Worte eines erfahrenen Volljuristen.Beide Beratungsformen sind kostenlos und bilden im Rahmen der Paragraphen 3 und 6 des Rechtsdienstleistungsgesetzes erlaubte Alternativen zur juristischen Schlachtbank.