Maschinengewehr in der Mensa 

Es sollte keine Bundeswehrwerbung in der Öffentlichkeit geben, an der Uni schon gar nicht. 

Text von Götz Wagner
Bildmontage von Dario Holz

In der militarisierten Gesellschaft findet jeder freiwillig seinen Platz. Findest du deinen Platz nicht, dann zeigt dir an jeder freien Fläche ein Plakat – “Mach, was wirklich zählt”– den Weg. 

Die Bundeswehr ist so zuvorkommend, sie verfolgt, pardon, begleitet dich auch an die Uni. Denn Verteidigungsfähigkeit braucht nicht nur knapp achtzehnjährige Jungen, sondern auch Akademiker – zum Beispiel, wie es ein elektronischer Aufsteller in der Philo-Mensa anbietet: als Soldat in der Informationstechnik. Keine Sorge also, die Unterschicht siehst du nur in der Grundausbildung und danach nie wieder, weil sie an die Front geschickt wurde. 

Bundeswehrwerbung an der friedliebenden Friedrich-Schiller-Universität? Wie kann das sein? Eine sehr kurze Recherche zeigt: Die Werbung wird nicht direkt vom Studierendenwerk angeboten. Das verantwortliche Unternehmen nennt sich Campus Service. Das Geschäftsmodell der Agentur ist es, zentral Werbung an Unis in ganz Deutschland zu schalten – so auch die der Bundeswehr.  “Unser Ziel ist es, Mehrwerte für Kunden, Partner und Studierende zu liefern.” Man wolle den Kunden helfen, ihre Kunden (Rekruten) zu verjüngen. It’s a match. 

Das Militär ist mittlerweile umfassend in unserem Alltag angekommen, es drängt auf Normalisierung als Arbeitgeber und bereitet implizit die nächste Grenzverschiebung vor: in der Gesamtgesellschaft die völlige Wiedereinführung der Wehrpflicht und an der Uni die Abkehr von der Zivilklausel. Die verhindert an vielen Unis eine Zusammenarbeit mit militärischen Institutionen. Die Meinung von FAZ und Friedrich Merz zur Klausel ist dieselbe, nur in einem Fall als Suggestivfrage formuliert: Sie sei nicht mehr zeitgemäß. Vielleicht gibt es bald den Exzellenzstatus nur noch mit Bundeswehrkooperation. Und dann können die Uni-Präsis sagen: “Für die Demokratie an Waffen zu forschen, ist doch nett. Ich kenne jemanden, der dort als ITler arbeitet.” Am Ende haben alle ihren Job gemacht. Danke für Ihren Dienst.

Dieser Text erschien in der Ausgabe Nr. 454, Dezember 2025


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