Wenn die Decke knapp wird

Studenten wurden zur Bibliothek befragt

Von Anna-Sophie Heinze und Susanne Veil




Zum Kaffeetrinken unter Palmen bietet sich die Thulb an. Zum lernen ist es dafür nicht immer so paradiesisch.

Foto: Katharina Schmidt

„Das ist wie bei einer Decke, wissen Sie.“ Zieht man an einem Ende der Decke, mit der man sich zuzudecken gedenkt, fehlt es an deren anderem Ende, so Thulb-Direktorin Sabine Wefers. Fachreferatsleiterin Kerstin Helmkamp beklagte ihrerseits, ein Fuß liege bereits frei. Die beiden Damen sprechen von der Situation der Universitätsbibliothek und vielleicht hat der ein oder andere Student auch schon einige Löcher und ein ihnen geschuldetes Frösteln am eigenen Leib bemerkt. Ein solches Frösteln kann den prüfungsgeplagten Studenten zum Beispiel befallen, wenn dieser auf der vergeblichen Suche nach einem Arbeitsplatz durch die Bibliothek tigert oder mit rauchendem Kopf dort verdurstet. Um solche Löcher aufzuspüren und diese im besten Fall auch zu flicken, führte der Stura im vergangenen Jahr eine ausführliche Umfrage zur Bibliothekssituation durch. Deren Auswertung zeigt nun, dass die Forderungen der Studenten an ihre Bibliothek mit deren Kapazitäten unvereinbar sind. Das allein ist keine Überraschung. Raum für Verbesserungen besteht immer, darin sind sich alle Beteiligten einig. Dennoch gehen die Interpretationen der Ergebnisse weit auseinander.

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Im Visier der Volkszähler

Studenten beim Zensus 2011 besonders gefragt

Von Jan-Henrik Wiebe




Bei einer Volkszählung ist es den Befragten nicht gestattet, die Aussage zu verweigern.

Foto: Katharina Schmidt

Inzwischen ist es 24 Jahre her, seitdem der Staat zum letzten Mal in großem Umfang eine Volkszählung durchgeführt hat. Nun ist es wieder soweit. Nur heißt die Volksbefragung jetzt Zensus, da dem Wort Volksbefragung immer noch eine Note von Schnüffelstaat anhängt. In den 80er Jahren gab es große Proteste dagegen.
Begründet wird die Umfrage mit der Umsetzung der EG-Verordnung 763/2008, die einen europaweiten einheitlichen Zensus alle 10 Jahre vorschreibt und mit der Planung von Infrastruktur.

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Kino über der Stadt

Im Gespräch mit den Veranstaltern des Jenaer Kurzfilmfestivals

Das Gespräch führte Franziska Puhlmann



Foto: Franziska Puhlmann

Ellen Thießen und Antonia Deckert sind Studentinnen der Medienwissenschaft an der FSU. Auf das Kurzfilmfestival und den dahinterstehenden Verein cellu l‘art-Festival Jena e.V. sind sie als Gäste und über Freunde aufmerksam geworden. Inzwischen engagieren sich dort ehrenamtlich, Ellen als Vorstandsvorsitzende und Antonia im Bereich Presse. Akrützel sprach mit ihnen über den Verein und das bevorstehende 12. Kurzfilmfestival Jena vom 12.-17. April 2011.

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Keine Bastion des Widerstands

Der Historiker Norbert Frei im Gespräch

Das Gespräch führte Laura Wesseler




Foto: privat

Professor Norbert Frei ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der FSU Jena und Mitverfasser des Buches „Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik“ (Blessing Verlag 2010). Mit Akrützel sprach er über die Beteiligung des Auswärtigen Amtes an der Politik des NS-Regimes, Verklärungen in Nachkriegsdeutschland und die zuletzt geäußerte Kritik an dem Buch der Unabhängigen Historikerkommission.

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Die große Ausgrenzung

Selektive Förderung durch Stipendien

Von Kay Abendroth und Johanne Bischoff




Geld gibt’s beim Deutschlandstipendium nur für die Leistungsstarken.

Foto: Katharina Schmidt

„Ich dachte schon, ich habe den Dresscode verrissen, als ich mit Kapuzenpulli und Jeans dort ankam“, sagt Katharina Vogels, Studentin der Politikwissenschaft in Jena. Andere Studenten sind im Anzug mit dem Taxi vorgefahren. Sie alle waren auf dem Weg zum Auswahlseminar der Studienstiftung des deutschen Volkes, die als sehr elitär gilt. Mit etwa 11.000 geförderten Studenten bundesweit ist sie trotzdem der größte Stipendiengeber. Das entspricht etwa 0,5 Prozent aller Studenten in Deutschland.

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„Ein Schwachsinnsprogramm“

Jenaer Soziologe über das Deutschlandstipendium

Das Gespräch führten Kay Abendroth und Johanne Bischoff




Professor Stephan Lessenich ist Dekan der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften. Er ist auch Vertrauensdozent der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Mit dem Akrützel sprach er über das Deutschlandstipendium und politische Weiterlesen

Der Mensch als Abgrund

„Woyzeck“-Inszenierung des Deutschen Nationaltheaters Weimar

Von Susanne Veil




Ein erschütternder Einblick in die menschliche Psyche und alles, was bleibt, ist Sprachlosigkeit.

Foto: Deutsches Nationaltheater Weimar

Schreie hallen durch das stillgelegte In­dustriegebäude – was sich nach einem Krimi anhört, ist vielmehr der Anfang eines wenig beschaulichen Theaterabends. Denn wo seit 1897 Strom für die Weima­rer Bewohner produziert wurde, entsteht heute ein anderes, nicht weniger elektri­sierendes Erzeugnis. Im e-Werk, das vor 15 Jahren mit seinen Heizkesseln zum letzten Mal Strom produzierte, wird seit der Spiel­zeit 2000/2001 Theater gespielt. Vor allem moderne, unkonventionelle Stücke finden dort eine passende Bühne.
So auch Georg Büchners letztes, Fragment gebliebenes Stück „Woyzeck“. Dass in der Inszenierung von Nora Schlocker die Zu­schauer hier nicht nur Publikum, sondern auch Mitwirkende sind, wird gleich zu Beginn deutlich. Der Besucher wird durch die Kulissen geführt und lernt die trostlose Welt der Titelfigur kennen. In dieser Welt werden Opfer- und Täterrollen pervertiert. Woyzeck ist das Opfer von Armut und Un­terdrückung, die ihn dazu zwingen, sich für wissenschaftliche Menschenversuche herzugeben, sodass er durch ein Erbsen­experiment seinen Verstand verliert. Man schaut nun dem geschäftig Stöcke schnei­denden Woyzeck und seinem Militärkame­raden Andres bei der Arbeit zu. Bekommt von einem linkischen Händler Messer für ein paar Groschen angeboten und kreuzt den Weg einer entrückt ihren Kinderwagen schiebenden Marie, Woyzecks Lebensge­fährtin. Dann beginnt die Demonstration des Doktors. Der macht die Besucher zu Medizinstudenten, die sich mit fachlich interessiertem Blick am Experiment des Doktors weiden. Dieser macht zwischen einer Katze als hilflosem Anschauungsob­jekt seines Forscherdranges und dem ge­schundenen Woyzeck keinen Unterschied. Mensch und Tier werden zum wissen­schaftlichen Objekt degradiert. Dann geht die Vorführung weiter und der Marktschrei­er bittet das Publikum, nun Platz zu neh­men. Hier ist es Marie, die vor den Augen der unterhaltungshungrigen Menge nun den Unterschied vom Menschen zum Tier vorführen soll und scheitert. Ebenso wie Woyzeck verkörpert sie das Tierische im Menschen, die bloße Natur.

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Orientierungsloser Extremismus

Hauptgefahr von rechts

Von Marc Zimmer

Mehr als 50 Zuhörer mit verschiedenen politischen Hintergründen folgten der Einladung des „Rings Christlich-Demokratischer Studierender“ (RCDS) zu einem Vortrag über die „Gefahren des Rechts- und Linksextremismus sowie des Islamismus in Thüringen“ am vergangenen Donnerstag: Neben RCDS-Mitgliedern waren unter anderem einige Burschenschafter anwesend. Vor allem aber kamen politisch links orientierte Studenten zu dem Vortrag, was der Entscheidung des RCDS, einen vorgeblich Linksautonomen mit Zwille auf dem Flyer zum Vortrag abzudrucken, geschuldet gewesen sein mag. Die Befürchtung einer Konzentration der Veranstaltung auf die politische Linke wurde jedoch sowohl vom RCDS-Vorsitzenden als auch von Redner Thomas Schulz, Öffentlichkeitsreferent vom Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz, direkt zu Beginn zerstreut. Beide sahen die größte Gefahr ausdrücklich als vom extrem rechten Lager ausgehend. Dies wurde auch in Schulz‘ Vortrag deutlich, der fast ausschließlich Bedrohungen von Rechts behandelte und den – wie er es nannte –„Ausländer-Extremismus“ sowie Gefahren von Links nur kurz anschnitt. Politischen Extremismus definierte Schulz als „Bestrebungen, die sich gegen wesentliche Bestandteile der freiheitlichen demokratischen Grundordnung richten.“ Trotz der Fokussierung auf den Rechtsextremismus durfte das obligatorische Symbol linker Sachbeschädigung natürlich nicht fehlen: „Linke Gewalt. Möchten Sie einen brennenden Müllcontainer sehen? Soll ich den überspringen?” Das Video rief Belustigung im Saal hervor.

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