Wohl die meisten Studenten kennen den Laden mit den rot beleuchteten Schaufenstern unweit des UHGs. Matthias Schneider ist Verkäufer im Beate-Uhse-Shop. Dort verkauft der 31-jährige seinen Kundinnen und Kunden, jungen und älteren, hetero- und homosexuellen so ziemlich alles, was den intimen Stunden dienlich sein könnte. DVDs oder Vibratoren sind da nur die Standardware.
Als wir Gisela Horn beim Fotoshooting für dieses Interview anbieten, ihr per Räuberleiter auf den Schoß der Statue im Garten des philosophischen Instituts zu helfen, ruft sie: „Mädchen, ich bin 61!“ Es fällt schwer, der fröhlichen Hochschuldozentin so viele Lebensjahre zuzutrauen. Nicht einmal, als sie von ihrem spießigen Garten in ihrem Wohnort Dornburg erzählt, wirkt sie altbackener. Die meiste Zeit ihres Lebens hat Gisela Horn in Jena verbracht, hat hier studiert und gearbeitet. Durch politisches und gesellschaftliches Engagement gestaltet sie ihre Wahlheimat Jena seit Jahren mit.
Auf einen Plausch mit dem Burschenschaftsdenkmal am UHG
Das Gespräch fingierte Marc Zimmer
Foto: Daniel Hofmann
Balthasar Urschenschafter vertritt seit 1883 im wahrsten Sinne des Wortes standhaft die Interessen der Jenenser Urburschenschaft, zuerst auf dem Eichplatz, dann am UHG.
Ich sitze mit Sonnenbrille auf dem Klodeckel. Verstohlen blicke ich mich um und suche nach der letzten fiesen Fussel, dem letzten Zahnpastaspritzer, dem letzten überlebenden Fliegenkot auf der Fensterbank. Alles glänzt und blitzt so sehr, dass ich Gefahr laufe, eine Netzhautablösung zu erleiden. Ich habe geputzt. Von morgens um neun bis abends um neun. Ich will diesen Raum nicht verlassen, aber ich muss.
Schwer kalkulierbare Wissenschaftskarrieren in Deutschland
Von Johanne Bischoff, Kay Abendroth und Laura Wesseler
Eigentlich wollte er Frau und Kinder, heute hat er eine Drittelstelle.
Foto: Daniel Hofmann
Die Universität ist ein Klassensystem: Oberbau, Mittelbau, Unterbau. Doch von Klassenkampf kann keine Rede sein, denn der Mittelbau hält still. Trotz prekärer Arbeitsverhältnisse ist kein Laut des Unmuts zu vernehmen. Wissenschaftliche Mitarbeiter trauen sich nicht über ihre Probleme zu reden, jedenfalls nicht offiziell. Sie akzeptieren halbe Stellen, Kurzzeitverträge und die Unsicherheit darüber, ob sie jemals an ihr Ziel kommen werden: die Professur. Laut Definition ist ein Großteil der Angestellten als prekär beschäftigt zu betrachten: „Das sind Beschäftigungsverhältnisse, die nicht dauerhaft oberhalb eines kulturellen Minimums existenzsichernd sind und deshalb in den Dimensionen Anerkennung, Entlohnung und Integration beständig diskriminieren“, so Klaus Dörre, Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität, gegenüber dem Akrützel (Nr. 296).
Von Dirk Hertrampf, Johanne Bischoff, Marco Fieber
Foto: Foto/Montage: Maximilian Gertler
Kurz nach acht Uhr morgens. Den letzten Tropfen koffeinhaltigen Lebenssaft aus der Kanne in die „Ohne dich ist alles doof“-Tasse gekippt, das T-Shirt zurück in die karierte Pyjamahose gesteckt und dann mit der dampfenden Tasse zurück ins Bett. Dort noch das Kissen aufschütteln, den Laptop auf den Knien ausbalancieren und den Stream auf der Institutsseite öffnen, dann kann es losgehen. Kurz darauf flimmert bereits der Professor über den Bildschirm und füllt wie jeden Dienstag seine elektronische Tafel mit Wolken aus Formeln und Summenzeichen. Matratzenvorlesung statt Matratzensport.
Als meine Eltern in den 80ern studierten, gab es an ihrer Uni nur einen Großrechner. Man musste sich lange Zeit vor dem Gebrauch anmelden, um diesen kurzzeitig für Berechnungen nutzen zu dürfen. Waren die angefertigten Lochkarten zur Programmierung des Ungetüms fehlerhaft, konnte man die Wartezeit in den Papierkorb werfen. Solche Zustände kann sich der heutige Student 2.0 nicht mehr vorstellen.
Schon von weitem hört man sie kreischen, die Schnapsdrosseln und Proseccolerchen auf Junggesellinnen-Abschiedstour. Meist bewegen sie sich vom Paradies- oder Westbahnhof in Richtung Innenstadt, denn wohnhaft sind sie oft im Umland oder in einer der ranzigen Provinznachbarstädte wie Gera oder Apolda.