„Für den Augenblick“

Ein Gespräch über Thüringens Literatennachwuchs

Das Gespräch führte Maria Hoffmann




Dr. Martin Straub ist Geschäftsführer des Lese-Zeichen e.V. und Literaturwissenschaftler, der sich für die Förderung junger Schriftsteller und des Lesens einsetzt. Mit Akrützel sprach er über Thüringens literarische Landschaft und darüber, wie wichtig Netzwerke sind.

Foto: Privat

Was sind die wichtigsten Aufgaben des Lese-Zeichen e.V.?

Es ist ein Verein zur Förderung des Lesens und der Autoren, wobei wir beides in einem Zusammenhang sehen. Wir haben dabei einen umfassenden Literaturbegriff. Die Förderung geht von Kinderbüchern über anspruchsvolle Lyrik, zeitgeschichtliche politische Sachbücher, Erzählungen und Romane bis zu Poetry-Slam und anderen Geschichten. Das heißt, wir wollen ein breitgefächertes literarisches Interesse bedienen. Generationenübergreifend, thüringenweit.

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Zwei Tage Protest

In Dresden soll erneut der Naziaufmarsch verhindert werden

Von Kay Abendroth




Wegen Blockadepunkten wie diesem am 13. Februar 2010 in Dresden standen sich die Nazis damals am Bahnhof Neustadt die Füße platt.

Foto: flickr.com/dielinke_sachsen

Wieder wollen Nazis im Februar einen Fackelmarsch durch Dresden veranstalten, vielleicht auch ihren großen Aufmarsch, und wieder kündigt sich deutlicher Widerstand an. Die Vorbereitungen des Bündnisses „Dresden nazifrei“ laufen schon seit Monaten und auch die Stadt bereitet sich schon lange auf die Aktionen am 13. und 18. Februar vor. Nach den Protesten im letzen Jahr wurde sogar eigens eine Arbeitsgruppe „13. Februar“ gegründet, deren erklärtes Ziel es unter anderem war, Konzepte zu erarbeiten, um Ausschreitungen, wie es sie im letzten Jahr gegeben hat, vermeiden zu können.

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Mehr als sechs Quadratmeter

Ende März soll das Asylbewerberheim in Jena bezugsfertig sein

Von Johanne Bischoff

Die Schuluhr ziert noch den Giebel des großen weißen Gebäudes. Im Eingangsbereich, in dem es nach frischer Farbe riecht, liegen Gipskartonplatten und Dämmmaterial. Um ein neu eingesetztes Fenster herum, an dem die Anmeldung beim Pförtner stattfinden wird, trocknet der Putz.

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Nahtoderfahrung in Neopren

Akrützel-Redakteure im Ausland – Teil 2: Aberdeen/Schottland

Von Anna Zimmermann




Die Neoprenanzüge wieder ausgezogen zu bekommen ist fast schwieriger als das Surfen selbst.

Foto: Anna Zimmermann

Was ich als erstes sehe, als ich in Edinburgh aus dem Shuttlebus vom Flughafen steige, ist ein dicker Mann im Kilt, der Dudelsack spielt. Viel stereotyper hätte mein Auslandssemester in Schottland nicht beginnen können. Highlandromantik lebt, entdecke ich schnell, und sie findet ihre letzte Konsequenz in tartankarierten Kondomen mit Whiskeygeschmack. Später in Aberdeen, weiter im Norden und noch viel weiter weg vom gut verständlichen Hochenglisch, wird sich diese Art von schottischem Patriotismus dann glücklicherweise besser verstecken und die Zeit wird verfliegen. Bis zu meiner Rückreise werde ich schwer bepackt sein – mit Haggis, zahlreichen blauen Flecken und derbem Muskelkater. Ich habe nämlich mein Erasmussemester dazu genutzt, nicht nur ein fremdes Land kennenzulernen, sondern auch mich selbst. Genauer gesagt: meine sportliche Leistungsfähigkeit.

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Jena, ick liebe Dir

Teil 15: Der Kunsthof

Von Kerstin Pasemann



Foto: André Helbig

„Ick dir doch ooch.“ Bis es soweit ist, dass eine Stadt einem die Liebeserklärung erwidert, muss sich wohl eine lange Beziehung entwickeln, in der man durch dicke und dünne Gassen bei Tag sowie bei Nacht zieht. Die Risse der Fassaden spiegeln sich in den Falten des eigenen Gesichtes wider und in Verflechtung mit anderen Menschen verwurzelt man sich allmählich im Moosgummi der Stätten und Plätze. Ein individuelles Mosaik der Vertrautheiten entsteht. Eines dieser Steinchen im von mir zusammengepfriemelten Bild ist der Kunsthof in der Ballhausgasse, der regionalen und jungen Künstlern eine Plattform bieten möchte.

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Von Löchern, Ausfällen und einer Erhöhung

Die Geschichte, wie der Stura seinen Haushalt zustande brachte

Von Jan-Henrik Wiebe Maria Hoffmann

Die Recherche erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Campusradio.




Fast wie beim Stura: Ein Kohlezug nach Nirgendwo.

Foto: flickr.com/stpaulgirl

Wir können nur erahnen, wie die Gesichter der Sturamitglieder am Ende des vergangenen Jahres ausgesehen haben müssen, als sie bemerkten, dass ihnen mehrere Zehntausend Euro für den neuen Haushalt fehlen. Niemand will das während des Jahres entstandene Loch bemerkt haben, trotz starker Erhöhungen bei den Referaten und dem Personal. Auch beim Zwischenbericht des Haushalts hatte noch keiner den Überblick. Entstanden sei die Finanzierungslücke für das Jahr 2012 durch die wenigen Überträge aus dem vergangenen Jahr. Diese setzen sich aus den nichtausgegebenen Geldern der Fachschaften, Referate und anderen vom Stura unterstützten Gruppen zusammen. Diese Restbeträge beliefen sich in den vorherigen Jahren immer auf etwa 120.000 Euro und werden im Haushalt jedes Mal als feste Größe eingeplant. Für 2012 waren jedoch nur noch 34.000 Euro übrig. Diese Abschmelzung der Überträge wurde im vergangenen Jahr sogar noch vom Landesrechnungshof nach einer Prüfung des Haushaltes gefordert. Dass durch diesen Abbau 2012 Probleme entstehen – das war zu erwarten.

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Keine politische Lehrlingszeit

Ein Gespräch über Aufgaben und Hürden eines Stura

Das Gespräch führte Maria Hoffmann




Peer Pasternack ist Direktor des Instituts für Hochschulforschung an der Uni Halle-Wittenberg. Er forscht unter anderem zu Wissenschaftsgeschichte und Hochschulpolitik. Mit dem Akrützel sprach er über Engagement an der Hochschule, Zeitmangel und angemessene Entschädigungen.

Foto: Pressestelle Uni Leipzig/Jan Woitas

Wie hat sich die Hochschulpolitik nach der Wende in Ostdeutschland entwickelt?

Es fing an mit einem Modell der studentischen Selbstverwaltung, das 1989 in vielen Diskussionen entwickelt wurde. Im Herbst 89 ging zunächst kaum jemand davon aus, dass es zwingend zu einer Vereinigung der beiden deutschen Staaten kommt. An den Ost-Hochschulen war das westdeutsche AStA-Modell gar nicht bekannt, und das dann selbstentwickelte war stark vom Rätemodell inspiriert. Damals bildeten sich überall Räte oder räteähnliche Strukturen, so auch Studentenräte.
Als dann die Vereinigung der beiden deutschen Staaten und damit auch der beiden Hochschulsysteme auf die Tagesordnung gelangte, zeigte sich, dass sich dieses Modell stark von dem westdeutschen unterschied. Die ostdeutsche Studierendenselbstverwaltung beruhte nicht auf Listen, die gewählt werden können, und setzte keine politischen Gruppierungen voraus. Stattdessen gab es Personenwahlen, die in der Regel über Fachschaftskandidaten zustande kamen.
Es herrschte eine Auffassung, die nur vor dem Hintergrund der FDJ-Erfahrung an den DDR-Hochschulen verstanden werden kann: Die FDJ hatte für sich ein studentisches Vertretungsmonopol in Anspruch genommen, aber zuerst die Politik gegenüber der Studentenschaft vertreten, erst danach im Einzelfall auch studentische Anliegen gegenüber der Politik. Die Studentenräte wollten nun zum einen die Studierenden vertreten und zum anderen möglichst alle vertreten: „Quasigewerkschaftlich“ wurde das damals genannt. Eine parlamentsähnliche Organisationsform mit politischen Gruppen, die um Anteile von Sitzen im Stura konkurrieren, wurde da kritisch gesehen. Dieses ostdeutsche Modell ist dann in Grundzügen, zum Teil optional, in die neuen Landeshochschulgesetze aufgenommen worden. An sehr vielen ostdeutschen Hochschulen ist das Stura-Modell infolgedessen bis heute das vorherrschende.

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„Am falschen Ort“

Ein Student erzählt von seiner rechtswidrigen Verhaftung

Das Gespräch führte Steffen Elsner




Sven Schwabe, Student an der FSU, wurde 2007 in Heiligendamm für sechs Tage in Polizeigewahrsam genommen. Anschließend trat er den Gang durch die Institutionen an und verklagte Deutschland schließlich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Erst dort wurde ihm Recht gegeben und seine Festnahme als rechtswidrig verurteilt.

Foto: Steffen Elsner

Warum hast Du Dich entschieden nach Heiligendamm zu fahren?

Wir wollten gegen die ungerechte und aus unserer Sicht illegitime Politik der führenden acht Industrienationen protestieren. Die propagieren ein Wirtschaftssystem, das Reichtum und Privilegien für die reichsten fünf bis zehn Prozent der Menschen schafft, während der Großteil der Weltbevölkerung darunter zu leiden hat.

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