Der Geist besiegt den Körper: Sartres gel(i)ebte Freiheit

Wie der Philosoph auch ohne körperliche Reize die Frauen anzog

Das Gespräch führte Maria Hoffmann




Peter Knopp ist Mitgründer und Vizepräsident der Sartre-Gesellschaft. Eigentlich ist er Mathematiker, aber seit 40 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Philosophen und Literaten. Die polyamoren Neigungen Sartres werden immer wieder in Berichten thematisiert. Mit Akrützel sprach Knopp über Sartres Liebesleben, dessen „Gefummel“ und das fehlende Verantwortungsbewusstsein gegenüber Simone de Beauvoir und seinen Geliebten.
Foto: Privat

Wenn Sie Sartres Persönlichkeit betrachten, können Sie bestätigen, dass er polyamore Neigungen hatte?

Ja, aber man muss natürlich erklären, woher das kommt. Sartre war äußerlich gesehen nicht sehr attraktiv. Er war klein, er schielte, er war hässlich. Wie ein kleines Wurzelmännchen sah er aus. Als seine Mutter sich wieder verheiratete, hat der Stiefvater ihm mal gesagt: „So wie du aussiehst, wirst du nie eine Frau bekommen.“ Da war er zwölf. Das war für ihn ein Trauma. Er hat nun alles versucht – energisch, klug und intelligent wie er war. Er wollte dieses Urteil abwerfen und Frauen erobern. Wenn er sie dann erobert hatte, hat er sie nicht beiseite geschoben, sondern auch das getan, was man eben so tut. Aber das war für ihn nicht der Hauptpunkt. Das war kein Trieb, sondern der Wunsch eine Frau, trotz seiner Hässlichkeit, für sich zu gewinnen. Sartre hat versucht, seine Hässlichkeit zum Verschwinden zu bringen: durch Intelligenz, Charme und Warmherzigkeit.

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„Nicht legal, aber legitim“

Ein Gespräch über zivilen Ungehorsam

Das Gespräch führte Johanne Bischoff




Christoph Ellinghaus arbeitet als Gewerkschaftssekretär für die IG Metall und hat in den letzten zwei Jahren für das Aktionsnetzwerk gegen Rechts die Proteste in Dresden mitorganisiert. Mit Akrützel sprach er über Dresden, Repressionen durch die sächsische Politik und zivilen Ungehorsam.
Foto: Privat

Warum wird in Dresden demonstriert und was ist das Besondere an diesem Ort?

Weil Nazis in Dresden weitestgehend ungestört seit mehr als zehn Jahren um den 13./14. Februar demonstrieren, ist die Stadt zum Kulminationspunkt von Naziprotesten und zivilen Ungehorsam geworden. Anlass ist die Bombardierung Dresdens durch die Alliierten. Anders als in allen anderen Städten der BRD ist das Thema nie aufgearbeitet worden und es wurde nie klargestellt, dass das ganze eine Ursache hat, dass der Krieg von Deutschland ausging und mit der Bombardierung eben zurückkam. Diese Bombardierung wurde in der lokalen Geschichtsschreibung exkludiert. Keine Stadt im Nationalsozialismus war unschuldig.

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Aufgewühlt

Razzia bei Jenas Stadtjugendpfarrer

Von Johanne Bischoff




Der blaue Lauti der JG wurde beschlagnahmt und nach Dresden transportiert
Foto: Haskala

„Es begann mit einem Anruf früh um sechs von meinem Vater aus seinem Wanderurlaub“, erinnert sich Katharina König. „Er hat mir mitgeteilt, dass die sächsische Polizei bei ihm eine Hausdurchsuchung durchführen wird und er hat mich gebeten, als Zeugin für ihn daran teilzunehmen.“ Sie spricht vom Morgen des 10. August 2011, dem Tag an dem die Wohnung ihres Vaters, dem Stadtjugendpfarrer Lothar König, von der sächsischen Polizei durchsucht wurde.

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Endstation Industriegebiet

Thüringer Flüchtlinge protestieren gegen gesetzliche Schikanen

Von Kay Abendroth




Foto: Marco Fieber

Haben es Flüchtlinge erst einmal über die europäische Außengrenze geschafft, heißt es für diejenigen, die nicht sofort wieder abgeschoben werden: warten. Manchmal jahrelang. Während das Asylverfahren läuft, führen sie in der Regel alles andere als ein normales Leben. Sammelunterkünfte, Residenzpflicht und Gutscheine als Zahlungsmittel verhindern in Thüringen nicht nur eine Integration, sondern grenzen Flüchtlinge vielmehr aus der Gesellschaft aus.

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Der stille Block

Ein paar Gedanken über das Schweigen

Von Philipp Böhm




Fern ab von der Möglichkeit am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, leben Flüchtlinge in Zella-Mehlis in einem Industriegebiet.
Foto: Googlemaps

Schweigen ermöglicht vieles: In Zeiten der medialen Dauerbeschallung nahezu sämtlicher Lebensbereiche, des audiovisuellen Overkills an sieben Tagen pro Woche, können Momente der Stille, die wenigen Sekunden, wenn gerade niemand spricht, ein wahrer Segen sein. Der Wunsch, die Tischnachbarn in der Mensa oder in der Vorlesung würden doch bitte ob des himmelsschreienden Unfugs, den sie da von sich geben, endlich mal die Schnauze halten, kann im Studienalltag ein oft gedachter sein.

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Von Königen und Spatzen

Die Erstwohnsitzkampagne und ihre Macher

Von Dirk Hertrampf

Der letzte Jenaer Fürst Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Jena starb 1690. Zu seinem Unglück blieb er kinderlos und so erlosch seine Dynastie bereits kurz nach ihrer Entstehung. Die studentische Kommunikationsagentur „Goldene Zwanziger“ leistet nun aber einen Beitrag dazu, das Fürstenhaus wieder auferstehen zu lassen und ‚krönt Erstsemester, die ihren Hauptwohnsitz in Jena anmelden, zu Königen und Königinnen.

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Die große Kluft

Zwei Studenten wollen Brücken schlagen und besetzen den Eichplatz

Von Mia Häfer




Der starke Gegenwind ist nicht nur wetterbedingt.
Foto: Daniel Hofmann

Es ist noch nicht sehr lange her: Das Bürgerbegehren für mehr Bürgerbeteiligung in der Frage Eichplatz scheiterte im Juni dieses Jahres. Die Studierenden Jean Winkler und Felix Quittek haben das Gefühl, seither habe sich nichts mehr groß getan.

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„Ein Geschenk“

Frank Stella im alten Straßenbahndepot

Von Christoph Worsch




„What you see is what you see“ – Die Kunst des Frank Stella
Foto: Christoph Worsch

Es ist einer dieser Momente, denen man einfach nur zusehen möchte, als Frank Stella am vergangen Freitagnachmittag das alte Straßenbahndepot in der Dornburger Straße betritt. Der New Yorker Künstler, der auf Initative des verstorbenen Kunsthistorikers Franz-Joachim Verspohl 1996 zum Ehrendoktor der FSU ernannt wurde, ist aus dem Jenaer Studentenleben nicht wegzudenken.

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