Die Kunst der Geheimhaltung

Erster Bolognatag mit geringer studentischer Beteiligung

Von Philipp Böhm




Foto: Katharina Schmidt Hier war auch schon mal mehr los.

„Eigentlich sollte der Raum aus allen Nähten platzen“, sagt Professor Stephan Lessenich mit einem leicht traurigen Unterton, während sein Blick über die nur spärlich gefüllte Aula im UHG streift. Und tatsächlich: Das erste, was es über den „Bolognatag” am 27. Januar zu sagen gibt, ist, dass offenbar ein Großteil der Studenten nichts davon mitbekam. Woher auch? Abgesehen von einer kleinen Mitteilung auf der Internetseite der Universität rührte nur das Studentenwerk die Werbetrommel und setzte „Spaghetti Bolognese” auf den Speiseplan der Mensa. Die Tatsache, dass der Termin für viele Studenten mitten in der Prüfungsvorbereitung lag, dürfte ebenfalls einiges zur geringen Beteiligung beigetragen haben.

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Theatralische Schattengewächse

Abseits der großen Bühnen – ein kurzer Ausflug in die alternative Theaterlandschaft der Saalestadt

Von Christian Fleige und Anna Zimmermann




Foto: theater zink „Wenn das Theater eingeht, ist auch der Eros eingegangen“, meinte Max Frisch.

Wer das Jenaer Theaterhaus umschreitet und ein wenig abseits ausgelatschter Wege stöbert, wer sich in den Schatten des Gebäudes traut und von buntscheckigen Gewächsen und diffusem Licht anlocken lässt, dem eröffnet sich ein Blick auf ein Dickicht aus Merkwürdigkeiten: Ali, der ukrainische Menschenhändler, räkelt sich auf einer Pärchensonnenbank, Pantoffeltierchen lüpfen an Vulkankratern vor Nacktmullen den Hut und eine Leninstatue weigert sich vehement gegen ihren Abriss. Nach kurzer Gewöhnungszeit an das schummrige Licht werden die Konturen deutlicher: Junge Menschen sind es, die hier in anderer Dinge Haut schlüpfen. Sie arbeiten, bemühen sich, proben konzentriert – sie sind Teil der freien Theaterszene Jenas.

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Schwarz auf weiß

Jenas Literaturszene – zwischen „Open Mic“ und Autorenbühne

Von Anne Dünger




Foto: Katharina Schmidt Das Schreiben, das Schreiben – soll man nicht übertreiben – das kostet bloß Papier.
(Wilhelm Busch)

Wollte man Kosmos und Szene der jungen Literatur in Jena als Ganzes vorstellen, käme man aus dem Schreiben nicht mehr heraus: Eine Landkarte aus vielen Orten des Geschehens und einem dichten Netzwerk aus Vereinen, Veranstaltungen und einzelnen Autoren öffnet sich allen, die „lesen und schreiben“ als persönliche kreative Berufung sehen. Hinter der Vielfalt findet man jedoch bestimmte Namen immer wieder, die wie Landmarken die Karte definieren.

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Ich bin dann mal weg

Wenn Studenten der Uni den Rücken zukehren

Von Vera Macht




Foto: Katharina Schmidt

„Schauen Sie noch mal nach links, und dann nach rechts, rein statistisch gesehen werden Sie die beiden Kommilitonen beim Abschluss nicht wieder sehen“, so begrüßt der Professor im Film „13 Semester“ seine Studenten. Rein erfahrungsgemäß hat man die, die in den ersten Vorlesungen neben einem saßen, ohnehin recht bald aus den Augen verloren. Und so merkt man dann gar nicht, dass sie nicht etwa nur woanders sitzen, sondern nirgendwo mehr. Die Abbrecher von heute findet man nicht mehr auf der Titelseite des Spiegels („Wir haben abgebrochen“ 1/2005), sie bleiben, was sie sind – reine Statistik. Die Abbrecher von heute kämpfen vor allem mit einem – dem Gefühl, versagt zu haben. Versagt in einem Dschungel aus Leistungsdruck, Klausurenstress und Erwartungen.

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Protest unerwünscht

Widerstand gegen Nazi-Gedenkmarsch wird kriminalisiert

Von Isabel Schlegel




Foto: Christian Fleige Angeblich eine „öffentliche Aufforderung zu Straftaten“: das Plakat gegen den Nazi-Gedenkmarsch.

Zehennägel schneiden, Prüfungen schreiben, zum Zahnarzt gehen – vieles im Leben macht nicht unbedingt Spaß, muss aber doch erledigt werden. Auch am 13. Februar gegen Europas größten Neonazi-Aufmarsch zu protestieren ist so ein Pflichttermin.

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