Rückkehr der Stempelgroschen

Verwaltungsgebühren kommen durch die Hintertür zurück

Von Philipp Böhm und Charlyn Koch

So manch ein Student wird wohl doch sein Sparschwein schlachten müssen.
Foto: Dennis Nuij

Mit 50 Euro kann man eine Menge machen: zum Beispiel mit dem Zug nach Leipzig und zurück fahren oder 66 Kaffees in der Uni-Cafeteria trinken – oder aber den Verwaltungskostenbeitrag bezahlen, der seit 2007 an den Thüringer Hochschulen erhoben wird.

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Amtlich gewollte Überlastung

Ein hochschulpolitischer Blick auf den Koalitionsvertrag

Von Norbert Krause und Kay Abendroth

Innovativ, nachhaltig, sozial und weltoffen – das steht zumindest vorne drauf.
Foto: SPD-Landtagsfraktion

Große Sprünge kann Christoph Matschie als Bildungsminister nicht machen. Die meisten Entscheidungen wurden vor seiner Zeit gefällt. Die finanziellen Rahmenbedingungen der Hochschulen stehen seit Jahren fest. Die anstehenden Probleme sind ebenfalls lange bekannt. Wir fassen die Situation zusammen, mit der sich Christoph Matschie in den nächsten vier Jahren auseinandersetzen muss.

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„Denken find’ ich immer gut!“

Der neue Bildungsminister Christoph Matschie im Interview

Das Gespräch führten Philipp Böhm und Louisa Reichstetter


Foto: Akrützel/Katharina Schmidt

Erfurt, 20. November. Christoph Matschie erscheint in Begleitung seines Pressesprechers im Foyer des Landtages und bittet zum Interview ins Restaurant „Feininger“. Denn eigene Räume, so sagt der neue Bildungsminister, habe er noch gar nicht.

Herr Minister, wie stehen Sie als Sozialdemokrat eigentlich zum Slogan „Denkfabrik Thüringen“?
(schmunzelt) Also, denken find‘ ich immer gut. Aber ob das eine Fabrik sein muss, da habe ich meine Zweifel. Ich will, dass jenseits von Slogans begriffen wird, dass Bildung und Kreativität das Wichtigste sind, was diese Gesellschaft hat. Ohne gute Bildungspolitik können Menschen ihre Chancen im Leben nicht entfalten.

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Studentenferne Orte

Teil 20: Das Pfand- und Auktionshaus

Von Janina Rottmann

Ob er sich wohl für Honecker-Porträts begeistern lässt?
Foto: Akrützel/Katharina Schmidt

In einem unscheinbar wirkenden Neubau in der Saalstraße gegenüber des Beate-Uhse-Ladens liegt das Paradies. Zumindest für Liebhaber und Sammler von Antiquitäten. Auf drei Etagen stapeln sich im Pfand- und Auktionshaus Jena Uhren, Schmuckstücke jeglicher Art, Geschirr, Gemälde und sogar Schusswaffen. Sie warten in Vitrinen und Regalen auf einen stolzen Besitzer, der sie in die heimische Vitrine stellt.

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Fußball, kopflos

Der krisengeplagte FCC kommt nicht zur Ruhe

Von Christian Fleige und Christoph Worsch

Foto: Akrützel/Christoph Worsch

Fußball ist ein Ergebnissport. Wer fünf der letzten acht Ligaspiele verliert und zwei brisante Rekordheimniederlagen gegen die Ostrivalen Dynamo Dresden und Rot Weiss Erfurt einfährt, der findet sich zwangsläufig am unteren Ende der Tabelle wieder. Der FC Carl Zeiss Jena belegt nach der aktuellen Niederlage gegen den Tabellennachbarn Heidenheim und 17 absolvierten Spielen den 15. Tabellenplatz der Dritten Liga. Warum muss der traditionsreiche Jenaer Fußballclub, der einen der größten Etats der Liga hat, zum wiederholten Mal gegen den Abstieg spielen?
Die Gründe scheinen vielfältig. Erstmals seit Jahren hat der Verein finanzielle Nöte. Im aktuellen Saisonetat fehlt eine Summe von ca. 500.000 Euro, die es bis zum kommenden Frühjahr zu beschaffen gilt. Pressesprecher Andreas Trautmann konkretisiert dies gegenüber der Presse: „Der Klub kann nach aktuellem Liquiditätsstand seinen Zahlungen bis Februar nachkommen – danach droht die Zahlungsunfähigkeit.“ Eine Option, um einen großen Teil der Schulden abzubauen, sieht der Verein im Verkauf der im Jahr 2007 erworbenen Rasenheizung an die Stadt, die schon Eigentümer des Ernst-Abbe-Sportfelds ist. Zur Debatte steht dabei eine Summe von ungefähr 200.000 Euro, die zur Schuldentilgung verwendet werden kann.

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Tatendrang und Alltagssorgen

Die Geschichte des Jenaer Studentenrats

Von Janina Rottmann

Foto: ThürAZ

Viele der heutigen Studenten glauben, Studentenrat sei ein verwirrender Haufen von Bürokraten, der seine Daseinsberechtigung durch die Bewilligung von Finanzanträgen erlangt. Vor 20 Jahren allerdings legitimierten ihn zwei Drittel der Studenten mit einer Zustimmung von knapp 90 Prozent. Dass der Stura einmal solch demokratische Begeisterung auslöste, wissen die wenigsten. Entstanden im Strudel der Geschehnisse der Wendezeit geht sein Bestehen besonders auf die dynamischen Ideen einzelner Studenten der FSU zurück.
Herbst 1989: Die Ereignisse in der Welt überschlagen sich und kaum jemand bleibt unberührt ob der täglich neuen Nachrichten. Mit dem Beginn der Protestwellen und der Montagsdemonstrationen in Leipzig erreicht der unüberhörbare Lärm einer bröckelnden DDR auch die Jenaer Universität.

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Die große Gleichgültigkeit

Der Stura kämpft mit chronischem Desinteresse der Studenten

Von Dirk Hertrampf

Nur selten sind Stura-Sitzungen noch so gut besucht. Foto: Christoph Worsch

„Wir sollten hier ein Schild aufstellen wie das im Bundestag, nur auf Jena gemünzt: ,Dem Jenaer Studenten‘.“ Die Mundwinkel von David Schinkel, Vorstandsmitglied des FSU-Sturas, zucken, während er diesen wohl nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag zur Verbesserung der Außenwirkung des Sturas vorbringt. Vielleicht sind solch drastische Werbemaßnahmen nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat, denn 20 Jahre nach seiner Gründung steckt die Institution in der Krise. Eine Wahlbeteiligung von zwischen 15 und 20 Prozent und der generelle Verlust von studentischer Mitbestimmung sind nur die eine Seite.

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Investigativ oder illegal?

Erneute Kontroverse um die interkulturelle Zeitschrift „Unique“

Von Philipp Böhm, Kay Abendroth und Steven Wagner

Berengar Lehr vom Referat gegen Rechtsextremismus während der „Unique“—Debatte. Foto: Christoph Worsch

„Ich als Stura-Vorstand und Redaktionsmitglied fordere Fabian Köhler zum sofortigen Rücktritt auf.“ Dies sagte Christin Penz in der letzten Sturasitzung am 3. November. Der Hörsaal 3 war gut gefüllt, die Stimmung unruhig und gereizt. Zuvor waren lange, aggressive Debatten geführt worden, die trotz des anfänglichen Appells für „Anstand und konstruktives Bestreben“ auf teilweise sehr persönlicher Ebene stattfanden. Es waren Debatten, die ihren Ursprung nicht in diesem Abend hatten.
Eine Woche vorher: Am Montag, den 19. Oktober, geht die Internetseite „nico-packt-aus.tk“ online. Darauf präsentiert die antifaschistische Initiative „Tapferes Schneiderlein – Sieben auf einen Streich“ den gehackten E-Mail-Verkehr des mutmaßlichen Jenaer Neonazis Nico Schneider. Auf der Seite findet sich neben Bildern von rechten Trinkgelagen auch der E-Mail-Austausch mit „Unique“-Chefredakteur Fabian Köhler, der mit Schneider für das „Emil G.“-Interview in der Januarausgabe Kontakt aufnahm.

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