Braunes Haus, grüne Uniformen und weiße Würfel

Rechte und linke Gruppen bekämpften sich in Paradies und Innenstadt. Wie geht man nun damit um?

Von Louisa Reichstetter und Matthias Benkenstein

Der Normalzustand im Paradies: Spaß haben und feiern.                    Foto: Louisa Reichstetter

Karfreitag, 21 Uhr: Etwa 40 Neonazis stürmen im Paradies auf ungefähr 20 junge Männer, die aussehen, als gehörten sie zur linken Szene. Vier von ihnen werden verletzt, erst das Polizeiaufgebot beendet die Massenprügelei.
Drei Tage später, Ostermontag, 17 Uhr: Auf den Steinbänken am Holzmarkt sitzen fünf Männer mit Glatzen. Auf dem Sweatshirt des einen steht „Sturm 18“. Schräg gegenüber findet eine Demonstration gegen die Vorfälle am Karfreitag statt. Einige Vermummte lösen sich aus dem Protestzug und suchen die Prügelei mit den Holzmarktnazis. Es fliegen Fahrräder und Stühle des Eiscafés „Riva“ durch die Luft, Tische werden umgeworfen, Geschirr geht zu Bruch. Die Gäste fliehen panikartig ins Innere des Cafés. Nachdem auch die Rechten beim Italiener Schutz finden, schießt ein Linksautonomer einen Feuerwerkskörper hinterher. Ein Angestellter wird am Auge verletzt. Das Ermittlungsprotokoll: „Ein Zusammenhang mit den gewalttätigen Vorfällen vom Karfreitag ist nicht auszuschließen.“

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Leichen zum Frühstück

Ein Besuch in der Jenaer Anatomie

Von Daniel Hofmann

 Foto: Christoph Worsch

Ein großer Raum mit Lampen, die so schwach leuchten, dass man sie genauso gut durch Kerzen ersetzen könnte. Glänzende Tische aus Edelstahl, auf denen sich Leichen erst kürzlich Verstorbener befinden. Es ist totenstill. Während alle angehenden Mediziner sich um ihre Studienobjekte versammeln, steigt einem ein übler Geruch in die Nase, den man kaum abschütteln kann – so stellt man sich einen Anatomiesaal vor, wenn die einzige Quelle der gleichnamige deutsche Horrorfilm wäre.

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Wer nichts wird, wird Dieb

Ein krimineller Selbstversuch in der Abbe-Mensa

Von Anna Zimmermann

Fette Beute.                                                                                      Foto: Katharina Schmidt

Man kennt das ja: Hier steht ein Mensaglas auf dem Wohnheimküchentisch, dort liegt ein Mensalöffel im Besteckkasten und auch die Dessertschälchen machen sich besonders gut beim gemütlichen Eisessen mit den Mitbewohnern. Dass Mensatassen so schön sind, dass sie mühelos jede Studenten-WG zieren können, weiß auch Dr. Heidrun Hoffmann, die Leiterin der Verpflegungsabteilung der Mensa. Für sie ist Klauen von Geschirr jedoch ein überschaubares Problem. Gerade am Anfang des Semesters, wenn üblicherweise viele WGs neu bestückt werden, ginge dennoch viel „verloren“, sagt die Wirtschafterin der Abbe-Mensa, Elke Weiß.
Wie schwierig ist es aber eigentlich, in der Mensa Geschirr mitgehen zu lassen? Und noch wichtiger: Was passiert, wenn die anderen Esser etwas davon mitbekommen? Dazu haben wir, fünf junge Menschen mit temporär stark ausgeprägter krimineller Energie, unsere weiße Weste ausgezogen, den Mantel der Illegalität übergeworfen und einen Diebeszug durch die Mensa am Campus gestartet.

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Nächster Halt: Capitol

Das „Caleidospheres“ muss in drei Monaten schließen

Von Philipp Böhm

Muss bald schließen: das Caleidospheres.                                        Foto: Katharina Menzer

Bald wird es still in dem Haus jenseits des Westbahnhofs hinter der Schranke der Schott-Werke: Das Caleidospheres schließt zum 31. Juli dieses Jahres seine Türen und stellt den Spielbetrieb ein. Auf dem Gelände soll ein neuer Parkplatz für die Mitarbeiter von Schott entstehen. Damit verliert ein Zentrum alternativer Kultur und Unterhaltung in Jena vorerst seine Räumlichkeiten.
Für die Verantwortlichen bei Schott war der Sicherheitsaspekt ausschlaggebend. Leider kam es in der Vergangenheit vor, dass Gäste beispielsweise die Schranke beschädigten: „Unsere Haftung endet nun mal an der Tür“, fasst Robert Gärtner, Vorstandsmitglied bei Caleidospheres, die Problemlage zusammen. Für eventuelle Schäden auf dem Gelände haftet die Firma, die das Grundstück und damit auch das Gebäude im vorletzten Jahr erwarb.
Verhandlungen mit Schott wurden ausgiebig geführt. Auch wenn dort einige das Projekt befürworteten, konnten die eigentlichen Entscheidungsträger nicht erreicht werden.  Nun wurde dem Verein eine fristgemäße Kündigung für Ende Juli ausgesprochen.

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Die Suche nach der schönen Seele

Premiere von „Anatomie“ im Theaterhaus

Von Sabine Bandemer

Operation gelungen: Patient dünn.                                                         Foto: Joachim Dette

Im 16. Jahrhundert entwickelte ein Chirurg namens Gasparo Tagliacozzi eine Methode, mit der bei an Syphilis Erkrankten die unschöne Begleiterscheinung der Knorpelrückbildung im Gesicht therapiert werden konnte. Ein Lappen Haut vom Arm diente als Ersatzmaterial für diese Schönheitsoperation der ersten Generation, die große Beliebtheit unter den Leidenden genoss. Nicht erst seit heute wird Wert auf ein perfektes Äußeres gelegt. Was möglich ist, wurde und wird unternommen. Dabei geht es längst nicht mehr um die Beseitigung von Hässlichkeiten. Heute ist das Schöne Standard und das Schönste üblich.

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In Nachbars Garten stimmt was nicht

Zu Gast bei Karikaturist Gerhard Glück

Von Louisa Reichstetter und Norbert Krause

Lachen, rauchen, Kaffee trinken – Gerhard Glück lebt im Grunde recht studentisch.                  Foto: Norbert Krause

Die Hecken der Vorgärten sind sauber gestutzt. Fast sieht man die hohen Zäune zwischen den Grundstücken nicht mehr. Die Audis und Volvos stehen sicher in den Doppelgaragen und abends werden die Rollläden hinabgefahren – mittlerweile sogar automatisch. Alles ist gut geordnet, mit Blick ins Grüne auf den Golfplatz. Nur einer fällt aus diesem Idyll heraus: der Karikaturist Gerhard Glück. Der wohl schärfste Spötter über das Spießertum wohnt im Herzen der Spießigkeit, wunderschön am Hang über Kassel gelegen, in einer Jugendstilvilla. Nur hier kann seine Kunst entstehen, für die er bereits dreimal den deutschen Karikaturenpreis gewann.

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Den Balkan im Blick – Fotowettbewerb

Der Himmel in Flammen: aufgenommen in den südlichen Karpaten (Rumänien).                     Foto: Anne Wieblitz

(en) Ob fotografische Impressionen von kroatischer Natur, Weiterlesen

Fairtrade-Informationstag

(uli) Am 4. Mai findet in der Philosophen-Mensa eine Aktion zu Fairtrade-Produkten statt, organisiert vom Umweltreferat des Stura und vom Studentenwerk Thüringen. Damit soll die Einführung von Fairtrade-Kaffebohnen, -Schokolade, -Müsliriegeln und -Tee bekannt gemacht werden. Das Umweltreferat bietet einen Informationsstand Weiterlesen